Sr. M. Ermelinde wurde am 20. November 1931 als erstes Kind der Eheleute Johann und Barbara Messingschlager in Bamberg geboren. Noch am gleichen Tag wurde sie auf den Namen Franziska getauft. Das Mädchen wuchs mit drei Stiefbrüdern, einem jüngeren Bruder und einer jüngeren Schwester auf einem kleinen landwirtschaftlichen Anwesen in Pettstadt bei Bamberg auf. Zwei weitere Geschwister starben im Kleinkindalter. Das Leben der Familie war vom Glauben an Gott und dem Kirchenjahr geprägt. So waren Franziska das religiöse Leben und das Gebet Trost und Halt.
Im April 1938 begann für Franziska die achtjährige Volksschulzeit in Pettstadt. 1946, das Mädchen war erst 15 Jahre alt, verstarb krankheitsbedingt der Vater, was ein schwerer Schlag für die Familie war. Franziska besuchte die landwirtschaftliche Berufsschule in Frensdorf, die sie 1948 abschloss. Von Kindheit an, war es ihr Wunsch das Schneiderhandwerk zu erlernen. Zur damaligen Zeit war es nicht leicht, eine Lehrstelle zu finden – es war ein hartes Suchen. Durch ihre Tante, unsere verstorbene Schwester Philippa, wurde Franziska auf den Lehrbetrieb in Ursberg aufmerksam. Am 12. September 1949 verließ sie ihre fränkische Heimat, der sie ein Leben lang innig verbunden blieb, und begann in Ursberg im damaligen St. Clemens mit großem Eifer und Einsatz die Schneiderinnenlehre, die sie 1953 mit der Gesellenprüfung abschloss. Nach dieser Ausbildung wollte sich die junge Frau zunächst noch etwas verdienen und ging deshalb zurück in ihre Heimat. Dort fand sie Arbeit in einem Konfektionsbetrieb. Die Umstellung vom handwerklichen Arbeiten zur Konfektion fiel ihr nicht ganz leicht, aber es gelang und sie konnte für ihre Tätigkeit als Damenschneiderin wertvolle Erfahrungen sammeln. Da Franziska seit ihrer Kindheit den Wunsch in sich trug später einmal Ordensschwester zu werden, um ganz für Gott zu leben und den Menschen zu helfen, bat sie am 28. Oktober 1954 um Aufnahme in die Schwesterngemeinschaft der St. Josefskongregation, die ihr durch ihre Tante und ihre Ausbildung bekannt war. Am Josefstag 1956 wurde sie in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Schwesternnamen Sr. M. Ermelinde. 1958 legte die junge Schwester die zeitliche Profess ab und drei Jahre später versprach sie am Festtag des Hl. Josef Christus auf Lebenszeit nachzufolgen.
Nach dem Eintritt ins Kloster war Sr. Ermelinde bis 1975 als Damenschneiderin im Nähzimmer in St. Maria und zeitweise im Habitnähzimmer des Mutterhauses tätig. In dieser Zeit bereitete sie sich auf die Meisterprüfung vor, die sie 1959 bei der Handwerkskammer in Augsburg ablegte. Als Damenschneidermeisterin war es ihr möglich, an der Berufsschule in Ursberg die Lehrlinge in diesem Handwerk zu unterrichten. Von 1983 bis 1998 bildete Sr. Ermelinde in St. Florian die Lehrlinge zudem auch praktisch aus. Die Schwester liebte ihren Beruf und daher war es ihr ein großes Anliegen, ihr Wissen und Können an junge Menschen weiterzugeben. Sie hatte viel Erfahrung und ein großes Geschick im Nähen und im Umgang mit den Kleiderstoffen. Sr. Ermelinde war immer bestrebt, sich weiterzubilden und Neues zu lernen. Um sich auch die pädagogischen Fähigkeiten im Umgang mit Menschen mit Behinderung anzueignen, ließ sie sich von 1971 bis 1974 zur Heilerziehungspflegerin ausbilden. Im Jahr 1976 wurde die Schwester als Mitglied in den Gesellenprüfungsausschuss der Handwerkskammer für Schwaben für das Damenschneiderhandwerk berufen. Diesem Ausschuss gehörte Sr. Ermelinde bis 1991 an.
1998 schied Sr. Ermelinde als Fachkraft an der Ursberger Berufsschule aus. Sie widmete sich dem Nähen von Trachten für Musikvereine und erstellte Primiz- und Messgewänder für Priester aus den verschiedensten Diözesen. Sr. Ermelinde war bekannt für ihre schöne und exakte Arbeit und ihre Liebe zum Detail. Unter ihren Händen entstanden wunderschöne, individuell angefertigte und würdige Messgewänder. Des Weiteren hatte sie Freude am Erstellen von Klosterarbeiten, dazu zählten vor allem Fatschenkinder, Jesuskinder sowie filigrane und edle Weihnachtssterne.
Auf Grund des fortschreitenden Alters und der gesundheitlichen Probleme, war es Sr. Ermelinde in den letzten Monaten nicht mehr möglich, ihre Arbeit so weiterzuführen wie sie es gerne getan hätte. Im Gebet und aus ihrer Verbundenheit mit Gott versuchte sie diese Situation der nachlassenden Arbeitsfähigkeit zu meistern. In den letzten Tagen ließen ihre Kräfte spürbar nach und es wurde ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Von diesem gesundheitlichen Einbruch konnte sich Sr. Ermelinde nicht mehr erholen, so dass sie am Freitag, 31. Januar 2025, im Beisein einer Mitschwester von Gott in die ewige Heimat berufen wurde.