
Sr. Seraphika wurde am 20. Januar 1938 als siebtes Kind der Eheleute Josef und Maria Schaller in Erpfenzell, Gemeinde Falkenstein in der Oberpfalz geboren. Einen Tag später wurde sie auf den Namen Veronika getauft. Das Mädchen wuchs mit 10 Geschwistern, vier Buben und sechs Mädchen, auf dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie auf und half tatkräftig im Haushalt und in der Landwirtschaft mit. Der Alltag war vom Glauben und vom täglichen Gebet geprägt, so dass Veronika das religiöse Leben von Kind auf vertraut war.
Ab September 1944 begann für das Mädchen die achtjährige Volksschule in Arrach. Ab 1952 besuchte sie die dortige dreijährige landwirtschaftliche Berufs-schule, um sich weitere Kenntnisse für die Arbeit auf dem elterlichen Hof anzueignen. Nach Beendigung der Schulzeit arbeitete die junge Frau ein Jahr als Stationsmädchen im Kloster und Krankenhaus Azlburg, das von den Straubinger Elisabethinerinnen geführt wurde. Dort lernte sie neben der Pflege kranker Menschen auch das Leben der Ordensschwestern kennen. In dieser Zeit wuchs in Veronika der Wunsch, ebenfalls ein geistliches Leben zu führen und Christus ihr Leben zu schenken. Auf Anregung der Schwestern besuchte das Mädchen zunächst von 1956 bis 1957 die einjährige Handelsschule in Straubing. Bei einem anschließenden Urlaubsaufenthalt in Ursberg, wo bereits ihre ältere Schwester, Sr. M. Speziosa, als Ordensschwester lebte, spürte Veronika, dass dies der richtige Ort für sie ist, um ihrem inneren Wunsch, ein Leben in der Christusnachfolge zu leben, nachzukommen. Im April 1958 folgte Veronika diesem Ruf und bat um Aufnahme in die Schwesterngemeinschaft der St. Josefskongregation. Am Franziskustag 1959 wurde sie in das Noviziat aufgenommen und erhielt ihren Schwesternnamen Sr. M. Seraphika. 1961 legte die junge Schwester die zeitliche Profess ab und drei Jahre später versprach sie am Festtag des Hl. Franziskus Christus auf Lebenszeit nachzufolgen.
Nach dem Eintritt ins Kloster war Sr. Seraphika in verschiedenen Wohngruppen in den Wohnbereichen St. Vinzenz, St. Josef und St. Florian bei Menschen mit Behinderungen in Ursberg tätig. In dieser Zeit lernte sie den Auftrag der Ursberger Schwestern und die Not und Bedürftigkeit der Menschen kennen. Von 1961 an war sie im ordenseigenen Krankenhaus St. Camillus tätig. In dieser Zeit absolvierte sie die Ausbildung zur Krankenschwester. Ab 1968 übernahm sie für 12 Jahre als Gruppenleitung in der Wohngruppe Johannes im Haus St. Vinzenz die Verantwortung für erwachsene Männer mit geistiger und schwerer körperlicher Behinderung. Die Pflege stand im Vordergrund, so dass sie ihr Wissen als Krankenschwester in der Versorgung der Betreuten gut einbringen konnte. Diesen Dienst setzte sie von 1980 bis 1993 in St. Camillus bei den älteren und schwer kranken Mitschwestern mit großer Aufmerksamkeit fort. In den folgenden vier Jahren übernahm Sr. Seraphika den Nachtdienst im Seniorenheim in Grönenbach. Im April 1998 wechselte sie in den Konvent St. Salvator. Da die Schwester von Natur aus ein ruhiger und besinnlicher Mensch war, entsprach ihr die Tätigkeit als Nachtwache, so dass sie diesen wertvollen Dienst dort bei den hilfsbedürftigen Mitschwestern mit Gewissenhaftigkeit, großer Selbstverständlichkeit und hohem Einsatz verrichtete.
Trotz des Dienstes in der Nacht war Sr. Seraphika auch tagsüber bereit die Mitarbeiterinnen in der Pflege der Schwestern zu unterstützen und mitzuhelfen wo sie gebraucht wurde. Als sie im Jahr 2020 auf Grund des Alters aus dem Nachtdienst ausschied, wirkte sie weiterhin still im Hintergrund und war der gute Geist der Station, der immer da war, wenn man ihn brauchte. Sie widmete sich der Wäschepflege, übernahm Näharbeiten, brachte die Mitschwestern zum Gebet und zur Hl. Messe in die Kapelle und verbreitete mit ihrer freundlichen Art eine gute Atmosphäre.
Jede freie Zeit nutzte Sr. Seraphika zum Gebet. Besonders die Bitte um Ordensnachwuchs lag ihr sehr am Herzen. Oft sah man sie in der Kapelle verweilen oder bei der eucharistischen Anbetung, wo sie die Nähe zum Herrn suchte. Aus dieser innigen und tiefen Beziehung heraus schöpfte sie Kraft für ihren Dienst und sie reifte zu einem Menschen heran, der mit Gelassenheit hinnehmen konnte, was täglich kam. So konnte sie auch die schwere Krankheitsdiagnose, die sie 3 Wochen vor ihrem Sterbetag erhielt, mit einer erstaunlichen Ruhe und Ergebenheit hinnehmen. Dennoch brachte sie sich in der ihr verbleibenden Zeit mit Hilfsdiensten in die Gemeinschaft ein. Unerwartet schnell verstarb Sr. Seraphika nach einem zweitägigen Aufenthalt im Krankenhaus in der Mittagszeit des 18. Juni 2025, am Namenstag ihrer leiblichen Schwester Sr. M. Speziosa, und ging nach einem erfüllten Leben zu Gott in die ewige Herrlichkeit heim.