Herzlich Willkommen bei der St. Josefskongregation in Ursberg

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Die Schwestern der St. Josefskongregation – eine Ordensgemeinschaft und ihr Auftrag im steten Wandel

2022 | Vorträge

Vortrag von Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ

Mach den Raum deines Zeltes weit,
spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen!
Mach deine Zeltseile lang und deine Zeltpflöcke fest!
Jesaja 54, 4

Ich stelle meine Gedanken unter dieses Zitat aus dem Prophetenbuch Jesaja.

Ein Zelt – ist beweglich, nicht an einen Ort gebunden.
Ein Zelt soll und will ein Raum sein, der Schutz und Geborgenheit bietet, aber auch offen sein für Gäste.
Es soll nicht gespart werden – kein enges Herz sollen wir haben.
Die langen Zeltseile und festen Zeltpflöcke geben Stabilität. Wir sollten uns fest verankert wissen und sollten wissen worin wir verankert sind.

Dieses Bild übertrage ich auf tätige und franziskanische Ordensgemeinschaften, wie es die St. Josefskongregation ist.
Das Ordensleben veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte und setzte aus der Liebe zu Gott heraus immer wieder neue und andere Schwerpunkte.
So sieht auch heute unsere Gemeinschaft anders aus als vor 100, 50 oder 30 Jahren und hat andere Herausforderungen.

Beweglichkeit und Wandel – ist nicht planbar.

Oft geht es anders als wir es uns vorstellen.
Als ich 2017 z.B. zur Generaloberin gewählt wurde, wollte ich die Türen öffnen, wollte Menschen in unserem Mutterhaus willkommen heißen mit Angeboten und Aktivitäten, um diesen Menschen zu zeigen wie Ordensleben ist und dass es hinter den scheinbaren „Klostermauern“ menschlich und fröhlich zugehen kann, dass unser Vertrauen auf Gott unser Lebensgrund ist und wir trotz der fehlenden Neueintritte zuversichtlich sind.

Aber Gott ließ uns andere Wege gehen.

Wir mussten aufgrund von Corona die Türen schließen,
Masken tragen
Und hin und wieder – wie Sie alle – in Quarantäne gehen.
Weihnachten 2020 z.B. verbrachten wir nicht in Gemeinschaft, sondern jede für sich in der eigenen Klausur.

Wenn diese Zeit auch so ganz anders als geplant war, war es eine wertvolle Zeit.
Wir erkannten dabei, wie sehr wir Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit den uns gegebenen Mitschwestern im täglichen Leben und Beten haben – etwas was wir zuvor auch immer wieder aufgrund der sich daraus ergebenden festen Tagesordnung als Last erlebten.

Die älteren Schwestern erkannten aber auch, dass Gemeinschaftsleben privilegiertes Leben sein kann. Denn sie hatten nicht mit Einsamkeit zu kämpfen. Wir trafen uns weiterhin – zwar mit großen Abständen zueinander – beim Essen und Beten und im Garten.

Die St. Josefskongregation

Wir leben nach der Regel des hl. Franziskus.
Wir sind keine weltweite Gemeinschaft, sondern leben in 4 Konventen – 2 größeren und zwei kleineren Konventen – im Süden Bayerns
(2 in Ursberg, je 1 im Heilbad Krumbad und Breitbrunn/Ammersee).

Heute leben 70 Schwestern mit einem Altersdurchschnitt von 81 Jahren.
(entspricht dem der BRD)

Die Gemeinschaft wurde im 19. Jahrhundert wie zahlreiche andere caritativ tätige Gemeinschaften auf einen „Zweck“ hin gegründet.
Dieser gab den Schwestern neben dem religiösen Leben Sinn und war ihnen Lebensinhalt:
Es war die Sorge für Menschen mit den verschiedensten Behinderungen.

Dafür übten sie die verschiedensten Berufe aus und teilten den Lebensraum mit den Betreuten, d.h. sie wohnten mit ihnen zusammen, arbeiteten gemeinsam und beteten auch oft gemeinsam.

Der Gründer der Behinderteneinrichtung ist zugleich auch der Gründer der Schwesterngemeinschaft:

Es ist der Priester Dominikus Ringeisen (1835 bis 1904),

Nach ihm ist die heute bestehende Einrichtung benannt – das Dominikus-Ringeisen-Werk.

Es ist seit 1996 eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, die an 30 Standorten in Bayern ca 5000 Menschen mit Behinderungen in den verschiedensten Organisationsformen betreut, unterstützt und fördert. Die Zahl der Mitarbeitenden der Stiftung beträgt ebenso etwa 5000 Personen.

Nach Jahren der Gründung der Stiftung, wo diese sich als „Kind des Klosters“ um Selbständigkeit und Unabhängigkeit bemühte,
sind wir jetzt – nach 25 Jahren – wieder vermehrt auf Zusammenarbeit ausgerichtet.

Die Stiftung widmet sich uns unterstützend auch um ursprünglich klösterliche Bereiche – sei es die Hostienbäckerei oder das Museum.

1. Die Gemeinde und das Prämonstratenserkloster (1125 – 1802)

Die Gemeinde Ursberg ist heute v.a. durch die Behinderten-einrichtung bekannt, die hier ihren Anfang nahm.
Sie schaut auf eine 900 Jahre lange Geschichte zurückschaut, da bereits im 12 Jahrhundert die Chorherrengemeinschaft der Prämonstratenser sich hier ansiedelte.
Es war das 1. süddeutsche Kloster der Prämonstratenser, die von Ursberg aus die Klöster in Roggenburg, in Osterhofen bei Passau, in Schäftlarn und Neustift bei Freising gründeten.

Ursberg – Trost durch das Kreuz

Ende des 17. Jahrhunderts und In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Kloster Ursberg Ziel von Familien in Not.
Anziehungspunkt war die romanische Kreuzigungsgruppe von der es hieß, dass sie wundertätig sei. Man glaubte damals, dass totgeborene Kinder oder vor der Taufe verstorbene Säuglinge zu ewigem Leben in der Hölle verdammt seien.

1686 soll ein totgeborener Junge nach vier Gebetstagen vor dem Kreuz kleine Lebenszeichen von sich gegeben haben und konnte vor dem endgültigen Sterben getauft und so gerettet werden. Dies verbreitete sich rasch und es kamen aus dem nahen und weiten Umkreis – sogar aus Böhmen und Österreich – verzweifelte Eltern nach Ursberg und brachten ihre toten Kinder zur Taufe, um diese vor der Verdammnis zu bewahren.
Nach Aufzeichnungen des Kloster wurden von

1686 – 1720 mehr als 12 000 Taufen vollzogen.

Rom versuchte dies zu unterbinden, aber die Prämonstratenser hielten noch mehrere Jahrzehnte an der Taufe fest.

So war Ursberg bereits damals ein Ort des Trostes.

Ursberg – das Reichsstift
Dieser Status hatte landesherrschaftliche Rechte und Pflichten zur Folge.

Trotz der Untertanen und des Herrschaftgebietes brachte es das Reichsstift aber nicht zu Reichtum. Das Klosterleben blühte dennoch.

Wie früher üblich, war das Kloster ein Ort der Kultur und Bildung vermittelte.
Es gab eine Lateinschule, eine Volksschule und es fanden Studien statt von denen eine Bibliothek noch heute Zeugnis gibt.

Leider sind keine Originalbücher mehr vorhanden, da diese 1803 in die Staatsbibliotheken Augsburg und München gegeben werden mussten.
Philosophie, Theologie, Theater und Musik prägten das Leben im Kloster Ursberg, was jedoch 1802 ein jähes Ende fand.

Zeit des Übergangs von 1802 – 1884

Die Säkularisation brachte das Ende einer fast 7oojährigen Klostergeschichte.
Das Kloster Ursberg wurde dem bayrischen Kurfürsten zugeteilt und vom Militär besetzt.
Die Klosterkirche mit der Kreuzigungsgruppe blieb verschont, da sie zur Pfarrkirche wurde.

Joseph Bernhart, ein schwäbischer Philosoph, wurde in Ursberg geboren.

2. „Neu Ursberg“ – den Menschen Würde geben – 1884 bis 1996

Das 19. Jahrhundert war eine Zeit, in der sich die Kirche nach und nach den sozialen Nöten zuwandte.

Dies wurde spürbar in der Enzyklika „Rerum Novarum“ (in der deutschen Übersetzung: „Geist der Neuerung“), die Papst Leo XIII. Im Jahr 1891 veröffentlichte. Für viele stellt sie den Ursprung der katholischen Soziallehre und die Grundlage für unsere heutige Soziale Marktwirtschaft dar.

Personen wie Kolping, Bodelschwingh, Regens Wagner und auch Dominikus Ringeisen reagierten konkret auf soziale Missstände.
Kirchliche Orden wurden gegründet, um Krankenhäuser, Heil- und Pflegeanstalten tragen zu können.

Die Gründungen wurden von den zuständigen Bischöfen zunächst lediglich geduldet, später aber fanden sie die Anerkennung als kirchliche Einrichtung.
So auch die St. Josefskongregation.
Die ersten Helferinnen mussten 13 Jahre lang auf die kirchliche und staatliche Genehmigung warten.

Dominikus-Ringeisen (1835 – 1904)

Der Priester Dominikus Ringeisen war ein gesuchter Beichtvater. Dabei hörte er von der Not der Menschen, die Verantwortung trugen für einen behinderten Familienangehörigen.
Damals gab es keine Förderung für behinderte Mitmenschen und damit auch keine Hilfe für die Familien, die von diesem Schicksal betroffen waren. So mussten die behinderten Mitmenschen unter äußerst misslichen Bedingungen leben, da die Familien von der Sorge und Pflege überfordert waren und sich nicht zu helfen wussten.
Zudem hielt man Behinderung und Krankheit im 19. Jahrhundert für eine Strafe Gottes, derer sich die Menschen schämten.

Dominikus Ringeisen versuchte zu helfen.

Deshalb erwarb er 1884 das zum Verkauf angebotene ehemalige Klostergebäude in Ursberg für 12 zu betreuende Personen.
Er dachte daran, dort für etwa 20 Menschen Hilfe und Heimat anbieten zu können. Hier täuschte er sich allerdings!
Denn rasch wuchs die Zahl der Anfragen auf Hilfe.
Bereits ein Jahr später galt es 26 Heimbewohner*Innen zu betreuen und 1887 – also nur drei Jahre später – waren es bereits 153 .
1897 trug er die Verantwortung für 708 Menschen mit Behinderungen.

Das Werk expandierte

Angewiesen war der Priester auf Helferinnen und Helfer.
Zunächst standen ihm 3 Kaufbeurer Schwestern und ehrenamtlich tätige Frauen und Männer zur Seite.
Sie alle taten ihren Dienst ohne jegliche Absicherung.

Die Raumnot war groß. Um der Überfüllung der Schlafsäle entgegen zu wirken, wurden rasch große Bauprojekte in Ursberg verwirklicht – wobei die Helferinnen durchaus auch selbst Hand mit anlegten.
Es wurden Niederlassungen erworben.
Zudem entstand in Ursberg ein eigenes Krankenhaus.
Trotz des Vorwurfes der Expansionssucht ließ Ringeisen sich nicht beirren und steckte seine Schwestern immer wieder neu mit der Begeisterung des Dienstes für die Menschen an.

Mit der Gründung der Einrichtungen sollten die Menschen mit Behinderungen nicht ausgegliedert werden, sondern ihnen sollte ein Lebensraum gegeben werden, der ihnen weitestgehend Selbstständigkeit und Heimat gab.
Die Familienangehörigen sollten damit entlastet werden, jedoch weiterhin in Kontakt mit den Betreuten stehen. Deshalb gab es Familienurlaube und „Großfeste“ mit Einladungen der Angehörigen.

Neben der Sicherung humaner Grundbedürfnisse in einem geschützten Lebensraum sollten die sozialen Bedürfnisse erfüllt werden. So bestand das pädagogische Konzept der Großfamilie.

Dieses Prinzip wurde im 19. Jahrhundert häufiger aufgegriffen.
Es gab den Menschen – Betreuten wie Schwestern – ein Zugehörigkeitsgefühl, aber auch Sicherheit.
Jede und jeder brachte sich – wie zu damaliger Zeit in der Gesellschaft üblich – im Rahmen seiner Möglichkeiten in das Leben dieser Großfamilie ein.
Ringeisen wurde als Vater bezeichnet.

Die Schwestern forderte er auf, eine gute Mutter zu sein
(die eigene traurige Lebensgeschichte mit der Stiefmutter prägte den Priester ein Leben lang).

Verantwortung – Menschendienst ist Gottesdienst – selbstlose Helferinnen
20 Jahre konnte Ringeisen für die Menschen mit Behinderungen gemeinsam mit den Schwestern wirken.

Als Ringeisen 1904 starb, lebten in den verschiedenen Einrichtungen
1394 „Pfleglinge“
370 Schwestern
148 Postulantinnen
56 Lehramtskandidatinnen
Auf dem Ganzen lag ein gewaltiger Schuldenberg.
Dies lag nun in der Verantwortung der Schwesterngemeinschaft, die als Alleinerbin eingesetzt war und das Erbe annahm.
Der Priester Maurus Gerle stand den Schwestern zur Seite.
Sie wollten das Werk ihres Gründers in Verantwortung für die Menschen fortführen.
Sie wollten den Menschen die erforderliche Zuwendung und Betreuung geben, aber auch die finanzielle Unsicherheit zu bewältigen,
und sie taten dies mit Erfolg.

Das Leben bis in die Zeit des Nationalsozialismus (1904 – 1933)

Was ihr einem meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“

Geistliche Basis ihres Tuns war der Glaube,
in jedem behinderten Menschen Gott zu begegnen
und Gott einen Dienst zu tun.
So meinten die Schwestern damit auch einmal in die ewige Herrlichkeit zu gelangen.

Die Förderung behinderter Menschen vollzog sich vom 19. Jahrhundert bis 1945 fast ausschließlich in Vollzeiteinrichtungen, die zum größten Teil von kirchlichen Organisationen getragen waren.
So auch die Einrichtungen der St. Josefskongregation.

Die Kirche und ihr die Ordensfrauen können wir als die Wegbereiterinnen unseres Sozialstaates bezeichnen.
Erst nach dem 2. Weltkrieg in den sechziger Jahren engagierten sich Familien mit der Gründung der Lebenshilfe zunächst um ihre behinderten Kinder. Die Erwachsenen hatten sie damals noch nicht im Blick.

Der Dienst war hart und wurde oft unter misslichsten Verhältnissen ausgeübt.
Die Schwestern stellten ihre eigenen Bedürfnisse weit hinter denen ihrer eigenen Person.
Sie verzichteten auf jegliche Privatsphäre, denn sie teilten in den Wohngruppen bis in die 80er Jahre hinein den Wohn- und Lebensraum mit den Betreuten und verfügten nur über ein kleines abgeschlossenes Eck im gemeinsamen Schlafraum der Betreuten.

Nachtwachen gab es damals noch nicht und so hatten sie eigentlich Tag und Nacht ihre Augen und Ohren offen für die Bedürfnisse der ihnen anvertrauten Menschen.

Andere Schwestern übten Männerberufe aus.
So hatten in der Schreinerei, im Sägewerk, in der Mühle, in der Wäscherei, in der Viehhaltung, in der Landwirtschaft usw. immer Schwestern die Leitung inne.

Da jedem Menschen Lebenssinn mit einer Aufgabe für die Allgemeinheit gewährt werden sollte, zu dem auch ein 2. Lebensraum zählt, wurden sogenannte „Arbeitssäle“ ins Leben gerufen (= vielleicht als die Geburt der Werkstätten für Menschen mit Behinderung, WfbM, bezeichenbar).

Hier stellten die Schwestern mit den Betreuten z.B. kleine Werkarbeiten zum Verkauf her. Aber auch eine Uhrenwerkstatt, eine Korbflechterei, Strickerei und Stickerei sowie eine Buchbinderei und Weberei boten Arbeitsplätze für Betreute und Schwestern.
Sie arbeiteten oft Seite an Seite und wussten, dass sie beitrugen zum Bestand, zur Sicherung und zum Aufbau des Werkes, das Heimat geben sollte.

Um den Aufgaben eine professionelle Basis zu geben, gründete Ringeisen eine Lehrerinnenbildungsanstalt und ein Lehrerinnenseminar.
Es gab kulturelle und pädagogische Vorträge.
Hinweise zur Hygiene, um Krankheitswellen weitgehend vorzubeugen wurden den damaligen Standards entsprechend, vermittelt.

Die Schwestern in der Verwaltung und Schule standen ihren Mitschwestern in der Pflege an den Wochenenden zur Seite oder
fühlten sich für Angebote wie Theater oder die Gestaltung von Festen und Feiern verantwortlich.
Das Leben war geprägt von den kirchlichen Festen des Jahreskreises.
Feiern gehört wesentlich zum katholischen Glauben!

Das religiöse Leben war allgemeiner Lebensgrund.
Schwestern und Heimbewohner*innen besuchten täglich die Eucharistiefeier, beteten miteinander den Rosenkranz.

Die Schwestern gaben in besonderen Religionsstunden ihren Glauben weiter und bemühten sich um eine verständliche Vermittlung der Glaubensinhalte.
Es entstanden besondere Hilfsmittel wie z.B. auch ein Katechismus, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde und sogar bis nach Korea und Afrika seinen Weg fand.
Dabei war es den Schwestern wichtig, den Betreuten zu vermitteln, dass sie wie jeder andere ein geliebtes Kind Gottes sind.
So wurden Kinder und Erwachsene zu den Sakramenten geführt und konnten gemeinsam mit den Schwestern die Kommunion empfangen.

Vor Gott gibt es keine Unterschiede – deshalb erhielten z.B. die Bewohner auf dem Klosterfriedhof die gleichen Sterbekreuze und später Grabsteine wie die Schwestern.

Kinder des hl. Josefs, arbeitet!“
„Das Vertrauen auf Gott ist das Leben der Kongregation“
„Wohlan, wir wissen wem wir vertrauen!“

Das Leben der Schwestern war von Arbeit geprägt.
Dies gab den Schwestern Sinn.
Es war sicher auch die gemeinsame „Aufbaufreude“, die Kraft gab und beflügelte.

Neben dem Dienst für die Menschen trug und trägt jeder Verantwortung für die eigene Person. Seinerzeit wurde dies als Selbstheiligung bezeichnet.
Ziel des Ordenslebens sollte es sein, einmal die Vollkommenheit zu erlangen.
Alles Tun sollte auf Gott verweisen und den Menschen heiligen.
Ringeisen gestaltete für die Schwestern ein spezielles Stundengebet .
Er schrieb für die Schwestern eigene spirituelle Instruktionen
sowie die Satzungen der Gemeinschaft.
Geprägt war das Leben dieser Frauen vom Vertrauen auf Gott.
Dies bezeichnete Ringeisen als das Leben der Kongregation.

Unter den Schwestern waren keine Theoretikerinnen und auch keine Wissenschaftlerinnen. Die Frauen waren Frauen der Tat, der tätigen Nächstenliebe.
Dennoch erhielten sie regelmäßig geistige Unterweisungen, hatten geistliche Tage (Exerzitien).
Halt gaben ihnen die Gottesdienste, die Gebetszeiten.

Zeit der „Blüte“

Trotz der harten Arbeit muss die Ausstrahlung groß gewesen sein, denn die Zahl der Mitschwestern stieg stetig.
Die Arbeit schreckte nicht ab – auch nicht die einfachen Lebensbedingungen – ansteckend war der Glaube, das Miteinander und das Füreinander.

1933 z.B. begannen 33 Schwestern ihr Ordensleben mit dem Noviziat.

1937 lebten 1057 Schwestern.

Bis heute sind es 1650 (Stand 01.09.22) verstorbene und 70 lebende Schwestern.

Sicherheit gab ihnen, dass 1897 – nach 13 Jahren des Bestehens – von Staat und Kirche die Genehmigung der Schwesterngemeinschaft zugesprochen wurde.

Zeit des Nationalsozialismus –Zeit der Erschütterung

Diese Zeit brachte die dunkelsten Jahre für die Schwestern.

Die Handlungsmöglichkeiten der Schwestern wurden eingeschränkt, indem finanzielle Zuwendungen gekürzt wurden und
die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde.

Es durften keine neuen Bewerberinnen aufgenommen werden,
die Lehrerinnenbildungsanstalt musste geschlossen werden,

Zäune mussten um die Häuser errichtet werden, um keine Kontakte mit der anderen Bevölkerung zustande kommen zu lassen,

Räume mussten für Lazarette geöffnet werden.
Die Häuser waren überbelegt und die Behinderten lebten in äußerst bedrängten Verhältnissen.

In einzelnen Einrichtungen – wie z.B. in Kloster Holzen – mussten die Schwestern die Häuser mit deutschen Soldaten teilen.

Das Schlimmste war die Einstellung des Regimes zu den Menschen mit Behinderungen.
Zunächst mussten Männer und Frauen in verschiedenen Häusern untergebracht werden. Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses verordnete Zwangssterilisierungen .

Dann wurde den Menschen mit Behinderungen das Lebensrecht abgesprochen, was 1939 in Hitlers Euthanasiebefehl im „Gnadentod“ mündete.

Meldebögen, die Rasse Staatsangehörigkeit, Arbeitsfähigkeit, Kostenträger, Besuche erfassen sollten erregten das Misstrauen der Schwestern. Zudem waren sie von Berlin aus unter Androhung von Todesstrafen zum Stillschweigen darüber verurteilt. Die Familienangehörigen – aber auch die Betreuten selbst – durften nichts von diesen Bögen erfahren

Die Schwestern hatten den Mut, sich über diese Anweisungen hinwegzusetzen.
Sie litten darunter, dass sie nicht mehr die Lebenssicherheit ihrer behinderten Anvertrauten gewährleisten konnten.
Sie verzögerten die Auslieferung der geforderten Meldebögen.
Es war sehr gefährlich mit den Eltern darüber zu sprechen, denn es gab durchaus welche, die für diese Maßnahmen waren. So war größte Vorsicht angesagt.
Sie versuchten mit Schreiben, die die „Arbeitstüchtigkeit“ der Betreuten nachwiesen, die Betroffenen zu retten.
Andere meldeten sie vom Landesfürsorgeverband ab und ließen sie trotz der hohen Schulden kostenfrei im Wohnheim leben.
Sie verhandelten mit den Ärzten, Bischöfen und Behörden und kämpften um das Leben eines jeden Bewohners, der aus dieser kirchlichen Einrichtung in eine staatliche Einrichtung verlegt werden sollte oder wurde.

Alle Briefe und Gespräche der Kongregationsleitung waren ohne Erfolg.

Sie mussten erleben, dass 519 der Betreuten aus den verschiedensten Einrichtungen ihres Werkes in staatliche Heime verlegt wurden und 379 von diesen eines gewaltsamen Todes starben.

Die Schwestern hielten mit denen auf staatliche Anordnung verlegten Menschen so weit möglich Briefkontakt, schickten Lebensmittel und versuchten sie zu besuchen. Es liegen erschütternde Briefzeugnisse von Betreuten an ihre Gruppenschwestern vor.
Die Angehörigen wurden möglichst am nächsten Tag von der Verlegung informiert.

Mut erforderte es, Menschen aufzunehmen, die „unerwünscht“ waren.

Dennoch versorgten die Schwestern in Kloster Holzen einen abgestürzten kanadischen Piloten für einige Tage.

Im Krumbad war Bischof Sproll, der nicht in seiner Heimatdiözese wirken durfte, untergekommen.

Schwer war es, dass die Schwestern gebeten wurden nicht miteinander über die misslichen Zustände zu sprechen, um zu vermeiden, dass Betreute davon hörten.
Es gelang aber nicht. Viele der Betreuten spürten auch ohne Worte die Gefahr dieser Jahre. Sie galt es behutsam zu begleiten.

Die Schwestern standen diese Jahre durch und verdrängten sie nicht.

Welche Stütze oder auch welche Herausforderung der Glaube in diesen Jahren den Schwestern war, das vermag ich nicht zu sagen.
Die Ohnmacht war groß und schwer zu ertragen.

Die Schwestern vernichteten keine der Unterlagen und dokumentierten diese Jahre.

So entstanden bereits in den 80er Jahren eine Denkmalstätte und ein Buch (Menschen aus unserer Mitte) entstehen, um an diese Zeit zu erinnern.

Seit 2004 erinnert im Klosterhof ein Mahnmal des Bildhauers Görig an die Toten der Weltkriege – die Gefallenen und die Opfer der Euthanasie. – an die vom Leid betroffenen Menschen.

In Maria Bildhausen entstand eine Gedenkkapelle für die Euthanasieopfer im Klosterfriedhof.

Im Mutterhausgarten entstand eine Gedenkstätte mit kurzen Lebensläufen von 14 einzelnen Opfern und im Kreuzgang des ehemaligen Kloster sind alle Namen der Opfer unserer Einrichtungen auflistet.

So hoffen wir heute diesen Menschen einen Namen und ein Gesicht zu geben und diese nicht dem Vergessen preis zu geben.

Eine Gedenktafel im Schloss Hartheim in Österreich bei Linz nimmt das zentrale Motiv des Mahnmals im Klosterhof auf und erinnert an unsere ermordeten Betreuten während des 3. Reiches.

Wiederaufbau – Wiederbeginn – Neue Zeiten – Management

Nach außen und nach innen galt es nach dem Krieg sich dem Leben zu öffnen. Aber die Auswirkungen waren bis in die sechziger Jahre zu spüren.

Da sich in den Jahren des 1. und 2. Weltkrieges das Prinzip der Selbstversorgung bewährte, versuchte man dieses zunächst aufrecht zu erhalten und auszubauen.

Da während der Kriegsjahre es verboten war, die Wohnhäuser der Betreuten zu renovieren, diese überbelegt waren oder z.T. zweckentfremdet verwendet wurden, ging es zunächst darum diese zu sichern. Es dauerte Jahre bis die vernachlässigten Bauten wieder einigermaßen hergestellt waren.

Das ebenso vernachlässigte Gemeinschaftsleben sollte wieder aufblühen. Lebensfreude sollte wieder einziehen.
Die Schwestern bemühten sich die Freizeit zu gestalten mit Filmvorführungen und Ausflügen.
An der Mindel entstanden Freibäder.
Es wurde wieder musiziert, Theater gespielt und Fasching gefeiert.
Gäste konnten kommen und waren willkommen.

Die Lehrinnenbildungsanstalt wurde wieder geöffnet.
Später wurde daraus ein Gymnasium für Mädchen und Knaben.

In den 60er Jahren wandelte sich die Zeit.
Immer weniger Frauen fühlten sich für das Ordensleben berufen.
Eine gute Betreuung der Anvertrauten konnte nicht mehr gewährleistet werden. Deshalb öffnete sich die Schwesterngemeinschaft nach und nach für weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Noch immer stand die Sorge für die behinderten Menschen im Zentrum des gemeinschaftlichen Interesses und der einzelnen Schwester. Noch waren sie nahe an den hilfsbedürftigen Menschen. Noch galt das Familienprinzip

In den 70er Jahren konnten – auch Dank der öffentlichen Förderung – die Lebens- und Wohnbedingungen der Betreuten weiter der Zeit angepasst werden.

Aus den großen Wohngemeinschaften – Wohngruppen – wurden kleinere gebildet, die in neue Häuser einziehen konnten.

Damit hatten auch die Schwestern bessere Lebensbedingungen. Sie verfügten über ein eigenes Schlafzimmer.

Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden Dienstpläne gestaltet, die auch für die Schwestern Geltung hatten.
Ordensleben sollte sich nicht nur über Arbeit definieren, die Schwestern erhielten einen kleinen persönlichen Freiraum – einen freien Halbtag in der Woche war der Anfang.
So hatten die Schwestern mehr Zeit zur körperlichen Erholung, zur Entspannung und gemeinschaftlichem Tun.
Sie konnten sich aber auch im verstärkten Maß ihrem geistlichen Leben widmen.
Neben den Gebetsbüchern fand Literatur (geistlicher und weltlicher Art) den Weg in die Klausuren und Herzen der Schwestern.

Die Professionalität fand ihren Anker in der Gründung einer Heilerziehungs- und Altenpflegeschule, sowie mit Fortbildungen auf pädagogischer und religiöser Ebene.

Das Behindertenwerk erhielt zunehmend eine unternehmerische Kultur, die sich fachlich, organisatorisch und ökonomisch strukturierte.
Mit der kleiner werdenden Zahl an Schwestern und den sich steigernden Anforderungen im Management übertrugen die Schwestern ab den 70er Jahren zunehmend weltlichen Mitarbeitern leitende Aufgaben.
Die Kongregation löste sich von Niederlassungen.


Aufbruchsstimmung – Sanierung

1996 wurde die gesamte Einrichtung für Menschen mit Behinderungen zur kirchlichen Stiftung Dominikus-Ringeisen-Werk des öffentlichen Rechts, in der die Schwestern im Gestellungsvertrag mitarbeiteten.
Über den Stiftungsratvorsitz ist die Kongregation weiterhin bei großen Entscheidungen beteiligt während das Tagesgeschäft in Händen des Vorstandes liegt.

Die Stiftungsgründung veränderte nicht von heute auf morgen das Leben der Schwestern,
aber sie zeigte, dass die unmittelbare Sorge für die Menschen mit Behinderungen nicht mehr der unmittelbare Zweck der St. Josefskongregation ist.

Eine Schwester sagte: Wir sind in einer Identitätskrise!
Eines aber wurde nicht aus den Augen verloren:
Wir leben verbunden mit den Menschen, die der Hilfe bedürfen.

Das Zelt musste neu und mit gleicher Großherzigkeit aufgerichtet werden.

Mach den Raum deines Zeltes weit,
spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen!
Mach deine Zeltseile lang und deine Zeltpflöcke fest!
 

3. Der Auftrag der St. Josefskongregation heute

Die St. Josefskongregation sieht sich der christlichen Nächstenliebe verpflichtet.
Freilich sind wir Schwestern – aufgrund unseres Alters – nicht mehr in der Lage konkret Hand anzulegen und den Menschen am Rand der Gesellschaft konkret zu helfen.

Wir müssen uns neue Wege überlegen, unsere Zelte neu positionieren.
Wir versuchen weiterhin Mensch mit den Menschen zu sein
und offen zu sein für die Menschen unserer Zeit.

Dabei ist es notwendig, Vergangenes aufzuarbeiten.

Die Kirche verlor ihre „Unhinterfragbarkeit“ – Ende der Volkskirche

Seit 2021 sind in Deutschland weniger als 50% der Bevölkerung Angehörige einer christlichen Kirche.
Ein Leben nach christlichen Grundsätzen ist keine „Selbstverständlichkeit“. Immer weniger unserer Mitarbeitenden verfügen über Glaubenswissen und können die Lebensgrundsätze, die uns Ordensschwestern selbstverständlich scheinen, nachvollziehen.

Deutlich wird dies an den ausbleibenden Frauen, die in eine Ordensgemeinschaft eintreten.
So liegt in unserer Gemeinschaft die letzte ewige Profess mehr als 10 Jahre zurück.

Die Kirche hat Wunden

Nicht alles lief in den Jahren nach dem Krieg fehlerfrei.
Die Schwestern waren überfordert und wurden ihren Idealen nicht immer gerecht.
Sie hinterließen bei den Betreuten Wunden.
Dies versuchen wir gemeinsam mit der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ aufzuarbeiten.

Eine Spur „geistlichen Missbrauchs“ zieht sich durch die Lebensgeschichte mancher Mitschwester. – das will ich nicht verleugnen.
In Gesprächen und aufmerksamen Zuhören versucht eine Mitschwester diesen zu begegnen. Es ist gut, dass die Schwestern beginnen sich darüber zu äußern, denn im Dialog ist es vielleicht möglich, sich mit mancher Lebenswunde zu versöhnen.

Die Gegenwart und Zukunft der Kirche ist die Caritas

Trotz der Kirchenkrise ist die Kirche in den sozialen Einrichtungen stark präsent. Der Staat wäre ohne sie nicht in der Lage, diese zu tragen – gerade in so einer Zeit der Energie-, Klima- und Kriegskrise wie sie heute ist.
Caritatives Handeln ist kirchlich und zutiefst christlich.
Eine Stiftung gibt Zuverlässigkeit und Sicherheit.
Die kirchliche Stiftung des Dominikus-Ringeisen-Werkes hat sich in ihren 25 Jahren des Bestehens bewährt.

Deshalb bemühen wir Schwestern uns derzeit um die Vollendung der Stiftungsgründung des Dominikus-Ringeisen-Werkes, denn nur so hat dieses Werk weiterhin Zukunft.
Die Stiftung ist im Falle einer Auflösung der Kongregation als Alleinerbin bestimmt.

Eine Investition in Wissen bringt die besten Zinsen

(Diesem Satz begegne ich immer in einem Ort auf der Strecke von Ursberg nach Füssen.)

Die Kongregation ist die Trägerin des Ringeisen-Gymnasiums
mit ca 800 Schülerinnen und Schülern.
Es ist ein privates, staatlich anerkanntes Gymnasium. Diese Schule befindet sich im ehemaligen Prämonstratenserkloster und den ältesten Anbauten in den Anfängerjahren des Werkes.

Daneben finden sich die Räume des Klostermuseums, das Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart des Ringeisen-Werkes und der Kongregation gibt.

Diese Einrichtungen wollen wir bewahren, da es wichtig ist,
vielen jungen Menschen ein Fundament zu vermitteln, das in Glauben und Lebensbejahung wurzelt und sie zu verantwortungsbewussten Gliedern unserer Gesellschaft werden lässt.

Deshalb stehen wir in Überlegungen zur Gründung einer weiteren Stiftung, um diesem Gymnasium und unserer Geschichte Sicherheit und Zukunft zu geben. – Kultur, Bildung und Nachhaltigkeit

Jeder Mensch ist kostbar – Leitmotiv des Handelns

In unserem Leitbild fassten wir unseren Auftrag, dass wir im geschwisterlichen Miteinander die Liebe mit und unter den Menschen leben wollen.

Dies beginnt für uns heute mittlerweile v.a. in der Zuwendung zu den älteren Mitschwestern.
Sie alle haben viele Stunden und ihre Lebenskraft dem Werk und unserer Gemeinschaft geschenkt.
Dies wollen wir dankbar achten, den Schwestern mit Würde begegnen und mit ihnen gemeinsam leben und beten.
Wir haben die Schwestern nicht „abgesondert“, sondern sie teilen unsere Gemeinschaft im Mutterhaus – selbst die Schwestern, die ihre Tage im Bett verbringen, sind zumindest über das Mikrophon und/oder den Bildschirm mit uns im Gebet verbunden.
Wir können es uns momentan finanziell „leisten“ diesen einen Mitarbeiterschlüssel zu gewähren, der größer ist als der in den allgemeinen Alters- und Pflegeheimen.
So kann die vierte Lebensphase einigermaßen würdig gestaltet werden und die Schwestern erleben v.a. dass jemand da ist, der Zeit hat für sie, der einfach da ist, der mit ihnen betet und spricht.

Wir versuchen diese Sorge für die Mitschwestern gemeinsam mit Mitarbeiterinnen zu verwirklichen.
Dies verlangte die Bereitschaft, die Türen bis ins Innerste der Gemeinschaft und der einzelnen Schwestern für Mitarbeitende zu öffnen.

Gewohntes geht nicht mehr

Wenn wir als Einrichtung und als Kongregation den Menschen gut dienen wollen, dann sind neue Wege notwendig.
Dies beginnt z.B. bei den Einstellungskriterien der Mitarbeiter*innen.
Das kirchliche Arbeitsrecht erlaubt nicht allen Menschen bei uns tätig zu sein. Wenn wir aber die vom Staat vorgeschriebenen Kriterien erfüllen wollen und professionell gut wirken wollen, sind wir schon seit Jahren „gezwungen“ von dieser Regel Abstand zu nehmen.

Betroffen macht mich, dass wir so vielen Menschen nicht helfen können.
Die Einrichtung ist gezwungen jährlich 400 Anfragen auf Aufnahme in die Betreuung abzulehnen und aufgrund fehlenden Personals muss sie Gruppen schließen.
Sie alle wissen, dass die Mietpreise in manchen Gegenden Bayerns in einem Missverhältnis zum Einkommen von Menschen in sozialen Berufen stehen. Diese können es sich nicht leisten mit ihren Familien adäquat zu leben. Das hat zur Folge, dass gerade im südbayrischen Raum das Personalproblem erheblich ist. Wir versuchen mit der Bereitstellung von Wohnraum und passenderen Mietpreisen dieser Not zu begegnen.
Franz v. Assisi wurde einmal gebeten, sein Kloster zu zeigen. Da stieg der Heilige auf einen Berg, breitete die Arme aus und sagte: Das ist mein Kloster. Mein Kloster ist die Welt.

Unser Auftrag als Christen ist es für die Welt da zu sein und in der Welt zu sein. Und dabei gibt es keine Unterschiede.‘
Und wir wissen – und wollen es auch nicht -: Es wird nie mehr so, wie es einmal war!

Keiner kann alleine wirken – wir brauchen einander – Netzwerke bilden
Darin ist die Kongregation erfahren.
Sie ist Mitglied in der Caritas.
Aber auch Gründerin von Gesellschaften.
z.B. Nach der Grenzöffnung gründete die CSJ gemeinsam mit anderen Einrichtungen in Sachsen eine zeitgemäße christliche Institution der Behindertenhilfe: Das CSW.

Ebenso war es der Kongregation möglich durch die Bildung eines Netzwerkes mit dem Landkreis, dem Bezirk und der Stadt Krumbach ein Kleinod am Leben zu erhalten, in welchem ältere Menschen nach orthopädischen Eingriffen Rehabilitation erfahren: Das Heilbad Krumbad.

Das jüngste Kind einer Netzwerkbildung ist die Gründung eines gemeinnützigen Zentrums für Pflege, Sozialberufe und Ehrenamt in Maria Bildhausen (einer Niederlassung der CSJ und des DRW in der Rhön)

Lassen Sie mich nur mehr plakativ einige der Herausforderungen nennen, denen wir zu begegnen versuchen.
Wir alle sind verstrickt in die aktuellen Krisen wie

  • Klimawandel
    wir suchen gemeinsam mit dem DRW nach klimafreundlicher Energieversorgung

  • Migration
    wir suchen Lebens- und Wohnraum für Menschen mit Behinderungen, die fliehen mussten (ukrainische Kinder) zu geben
    wir sehen in der Migration neben der Herausforderung auf Integration aber auch die Chance in den zu uns Flüchtenden jemanden zu finden, der sich mit uns für die Menschen und die Schöpfung engagiert
    (Mitarbeiterinnen in der Pflege der Schwestern, im Garten)
    Schwestern aus Indien sind mit Gestellungsvertrag bei unseren Mitschwestern tätig und unterstützen so das Wirken ihrer Gemeinschaft in Indien.
    Demnächst werden Schwestern aus Uganda ihr Wirkungsfeld im DRW finden.
    Sie können mit uns leben und beten, behalten aber ihren eigenen Lebensraum, um ihre Klosteridentität leben zu können.

  • Gewalt gegen Frauen
    Hin und wieder geben wir Frauen Hilfe, die Gewalt erfuhren mit Wohnungsmöglichkeit, Unterstützung und Beratung

  • Kulturwandel
    Die Welt wird zunehmend säkular und viele Menschen verlieren ihre Orientierung.
    Wir versuchen mit Bildung (Gymnasium) und Angeboten spiritueller Art (z.B. Abendtau) den Menschen beizustehen, die auf der Suche sind.

  • Wir wollen diesen Kulturwandel als Chance begreifen. Franziskus ließ sich ein auf die Begegnung mit dem Sultan und griff den Muezinruf auf indem er sich für das Gebetsläuten einsetzte.

  • Wir versuchen uns nicht der digitalen Welt zu verschließen und die Chancen dieser zu nutzen. (Präsenz im Internet)

Mit all dem versuchen wir

  • christliche Werte erfahrbar machen

  • Beziehung zu leben
    mit den Menschen und für die Menschen, die uns an unseren Lebensorten begegnen.

  • Beziehung leben und geben mit Gott,
    indem wir beten und uns in ihm verankern
    gemeinsame Gebetsangebote machen, wie z.B. mit einigen Christen aus der Gemeinde mit dem Abendtau, unsere Gottesdienst öffnen

Papst Franziskus spricht von einer synodalen Kirche.
Das ist eine Kirche, die über sich selbst hinaus geht und auf andere hört.
Eine Kirche, die Gemeinschaft und Beziehung lebt.

Das ist kein Spaziergang.
Es gleicht eher einer Wüstenwanderung.
Wir sind hin und wieder müde und erschöpft.
Aber wir wollen nicht aufgeben.
Wir sind nicht allein unterwegs
Deshalb möchte ich noch einmal an mein Eingangszitat hinweisen:

Ich lebe in dem Vertrauen, dass wir Zukunft haben – wenn auch diese Zukunft vielleicht ganz anders aussieht als wir es uns heute vorstellen können.
Gott lässt alle Menschen guten Willens nicht im Stich!