Sr. M. Wilfrieda wurde am 17. September 1924 als achtes Kind der Eheleute Johann und Maria in Imbath/Mindelstetten, Landkreis Riedenburg, geboren. Einen Tag später wurde sie auf den Namen Walburga getauft. Das Mädchen wuchs mit sieben älteren Geschwistern, drei Brüder und vier Schwestern, auf dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie auf und half tatkräftig im Haushalt und in der Landwirtschaft mit. Der Alltag war vom Glauben und täglichem Gebet geprägt, so dass Walburga das religiöse Leben von Kind auf vertraut war. Die Familie pflegte eine enge Beziehung nach Mindelstetten zur dort lebenden Familie Schäffer, aus der die uns heute bekannte Heilige Anna Schäffer hervorging. Walburga hat Anna Schäffer selbst gekannt und mitgeholfen die in Armut lebende Familie mit Essen und dem Nötigsten zu versorgen.
Im April 1931 begann Walburga die siebenjährige Schulzeit in der Volksschule in Mindelstetten. Ab 1938 besuchte sie die dortige dreijährige landwirtschaftliche Berufsschule, in der sie sich weitere Kenntnisse für die Arbeit auf dem elterlichen Hof aneignete. Nach Beendigung der Schulzeit half die 16-Jährige weiterhin auf dem elterlichen Anwesen, da die Geschwister bereits verheiratet oder in ein Kloster eingetreten waren. In den Wintermonaten 1946/47 erlernte Walburga das Kochen im Kinderheim Augsburg/Hochzoll, das von Ursberger Schwestern geführt wurde. Später, vom Januar 1949 bis Dezember 1950, war sie als Haushälterin im Pfarrhof Mechenried in Unterfranken tätig. Im Laufe der Zeit wuchs in der jungen Frau der Wunsch, ein geistliches Leben zu führen. Die Schwestern der St. Josefskongregation waren ihr bekannt, da ihre Tante, unsere Sr. Priscilla, und ihre ältere Schwester, Sr. Galgani, als Ordensfrauen in Ursberg lebten. Im Januar 1951 folgte auch Walburga diesem Ruf und bat um Aufnahme in die Schwesterngemeinschaft der St. Josefskongregation. Am Franziskustag 1952 wurde sie in das Noviziat aufgenommen und erhielt ihren Schwesternnamen Sr. M. Wilfrieda. 1954 legte die junge Schwester die zeitliche Profess ab und drei Jahre später versprach sie am Festtag des Hl. Franziskus auf Lebenszeit Christus nachzufolgen.
Nach dem Eintritt ins Kloster war Sr. Wilfrieda als Pflegehilfe in verschiedenen Wohngruppen in den Wohnbereichen St. Vinzenz, St. Maria und St. Martha tätig. In dieser Zeit lernte sie die menschliche Not und Bedürftigkeit in den verschiedenen
Behinderungen kennen und es reifte ihre mütterliche Liebe. Von 1960 an übernahm sie für 10 Jahre die Verantwortung als Gruppenleitung im Haus St. Josef für erwachsene Männer mit geistiger und schwerer körperlicher Behinderung. Um die fachlichen Kenntnisse im Umgang mit Menschen mit Behinderungen zu erweitern, absolvierte Sr. Wilfrieda im Jahr 1973 die dreijährige Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Während dieser Zeit und für weitere 5 Jahre war sie zudem Oberin im Haus St. Florian und für das Wohl aller Betreuten und Schwestern im Konvent verantwortlich. Die Mitschwestern schätzten Sr. Wilfrieda als geradlinigen, aber mütterlichen und wohlwollenden Menschen. Von 1978 bis 1985 sorgte Sr. Wilfrieda als Gruppenleiterin für erwachsene Männer mit Behinderungen in der ehemaligen Filiale Fendsbach. Von 1985 bis 2003 war sie ebenfalls als Gruppenleitung für eine Frauengruppe in Kloster Holzen zuständig. Sr. Wilfrieda liebte ihren Dienst und hatte ein großes Herz für die Betreuten, was diese spürten und sie ebenfalls wie eine Mutter in ihr Herz schlossen.
Ende Dezember 2003 schied die mittlerweile 80-jährige Schwester aus dem Gruppendienst aus und setze sich bis zu ihrer Rückkehr ins Mutterhaus nach Ursberg im Jahr 2009 als Pförtnerin in Kloster Holzen ein. Da sich Sr. Wilfrieda bis ins hohe Alter einer stabilen Gesundheit erfreuen durfte, übernahm sie auch im Mutterhaus wertvolle Dienste, besonders hervorzuheben sind hier neben dem Gebet in der Anbetungskapelle, das Bügeln der Kirchenwäsche und der Alben. Als im Jahr 2014 der Umbau des Mutterhauses notwendig wurde, stand nochmals ein Umzug an. Sr. Wilfrieda wechselte mit 90 Jahren ins Haus St. Salvator. Vielseitig interessiert schätzte sie die geschenkte Zeit zur Lektüre, übernahm kleinere Hilfsdienste und gab der innerlichen Beziehung zu Christus Raum. Viele Stunden verbrachte Sr. Wilfrieda in der Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, in denen sie die unterschiedlichen Nöte der Welt und ihre persönlichen Anliegen vor Gott brachte. In den letzten Monaten, im hohen Alter von 99 Jahren, spürte sie, dass die körperliche Kraft immer mehr nachließ. Nach kurzer Krankheit durfte Sr. Wilfrieda am 29. Juni ruhig und vorbereitet zu unserem Herrn in die ersehnte Ewigkeit heimgehen.