Sr. M. Thaddäa kam am 29. Oktober 1936 in Ötz, einem Ortsteil von Tierhaupten, zur Welt und wurde auf den Namen Hildegard getauft. Sie wuchs mit vier Brüdern auf einem landwirtschaftlichen Anwesen auf, besuchte in Tierhaupten die Volksschule und zwei Jahre lang bis 1952 die landwirtschaftliche Berufsschule.
Anschließend leistete sie ein freiwilliges soziales Jahr in Ursberg, wo sie in verschiedenen Wohngruppen in St. Vinzenz tätig war und zusätzlich die hauswirtschaftliche Berufsschule besuchte.
In diesem Jahr reifte in ihr der Entschluss, als Schwester der St. Josefskongregation in der Sorge für kranke Menschen zu leben und zu wirken. Sie trat im November 1953 als Postulantin in die Ordensgemeinschaft ein. Hildegard lernte von jung an, dass in der Sorge für Menschen die eigenen Interessen zur Seite geschoben werden müssen. So war es auch, dass sie ihre Postulatszeit für neun Monate unterbrechen und zu Hause der Mutter beistehen musste.
Im Oktober 1956 trat die junge Frau in das Noviziat ein, erhielt die Namen Sr. M. Thaddäa und wurde in das Ordensleben eingeführt. Am Franziskustag 1958 legte sie die erste Profess ab und versprach 3 Jahre später auf Lebenszeit für Gott und die Menschen in der St. Josefskongregation zu leben und zu wirken.
18 Jahre lang arbeitete Sr. Thaddäa in verschiedenen Wohngruppen in Ursberg bei erwachsenen älteren Männern. Ab Mai 1974 übernahm sie die Leitung einer Altenstation in Kloster Holzen. Mit Fleiß und Hingabe versorgte sie die alten und gebrechlichen Menschen. Nachdem die Station 1981 aufgrund räumlicher Veränderungen aufgelöst wurde, übernahm die Schwester die Leitung einer Gruppe mit 17 älteren Männern. Ihr Einsatz ging auch hier über das Pflichtmaß hinaus. Sie übernahm zusätzlich stundenweise Tätigkeiten in der dortigen Klosterwirtschaft.
Sr. Thaddäa war durch ihre Aufgeschlossenheit und vielseitige Interessen bei den Bewohnern beliebt und pflegte guten Kontakt mit deren Angehörigen.
Die Gemeinschaft schätzte die Talente in der Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen und bat deshalb die Schwester, eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu machen. So wagte sie es im Alter von 46 Jahren in München diese Ausbildung zu absolvieren. Das anschließende Anerkennungsjahr leistete sie ab April 1985 im städtischen Altenheim St. Martin in München, wo sie auf einer Pflegestation mit 27 Frauen eingesetzt war. In den 80er Jahren waren noch Mehrbettzimmer üblich. So gab es auf ihrer Station zwei Zimmer, in welchen sechs pflegebedürftige Personen in einem Raum lebten, was Sr. Thaddäa recht erschütterte. Dennoch erledigte sie alle Aufgaben in der Pflege von Schwerstkranken bis hin zur Sterbebegleitung und erwies sich als sehr sensibel im Umgang mit seelischen Nöten. Sie engagierte sich aus religiöser Berufung und beeindruckte ihre Mitarbeiterinnen und Vorgesetzten.
Auf diese Zeit folgte vom Herbst 1986 bis Juni 2014 die Leitung der Station für ältere und auf Pflege angewiesene Mitschwestern im Mutterhaus. Aufgrund der großen Anzahl von Bewohnerinnen dieser Station war diese Aufgabe eine große Herausforderung. Sr. Thaddäa erledigte die pflegerischen und verwaltungsmäßigen Aufgaben, bemühte sich den menschlichen und religiösen Erwartungen ihrer Mitschwestern nachzukommen und ihnen auf bestmögliche Weise zur Seite zu stehen. Sie lebte Tag und Nacht auf dieser Station und pflegte mit ihnen das gemeinsame Gebet auf der Station und im Konvent. Im Alter von 78 Jahren waren ihre Kräfte aufgebraucht. Sie wechselte in den Konvent St. Salvator. Hier war sie um ihre Selbständigkeit bemüht und ertrug tapfer zahlreich werdende Schmerzen. Sie pflegte Kontakte mit den Mitschwestern und Mitarbeiterinnen, besuchte Schwestern im Mutterhaus, las täglich die Zeitung und interessierte sich für das Geschehen in unserer Gemeinschaft. Ihre Menschlichkeit im Umgang mit anderen während ihrer aktiven Zeit wurde durch Besuche von ehemaligen Mitarbeiterinnen und Verwandten belohnt. Daneben vergaß Sr. Thaddäa nie die Beziehung zu Gott, der ihr durch Schmerzen und Leiderfahrungen half und immer wieder die Kraft gab, weiter für ihn und die Menschen da zu sein.
Am 3. Oktober musste die Ordensfrau das Krankenhaus in Krumbach aufsuchen, da ihre Kräfte zunehmend nachließen und sie kaum mehr ihre gewohnten Wege zurücklegen konnte. Leider konnte Sr. Thaddäa im Krankenhaus nicht geholfen werden, so dass sie, versehen mit den Sterbesakramenten, sich auf den Weg zu Gott machte. Am Abend des 15. Oktobers verstarb Sr. Thaddäa im Beisein einer Mitschwester auf der Intensivstation des Krankenhauses.