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Sr. M. Roswitha Portrait

Sr. M. Roswitha

Sr. M. Roswitha (Christina) Englberger

Verstorben am 16. Dezember 2015

Sr. Roswitha wurde am 8. Dezember 1929 in Schmidlkofen bei Dingolfing als fünftes von 11 Kindern eines Landwirtsehepaares geboren und auf den Namen Christina getauft. Sie wuchs im Kreis ihrer großen Familie auf und musste miterleben, wie zwei Geschwister als Kleinkinder und ein Bruder infolge einer Kriegsverwundung 1945 verstarben. Nach dem Besuch der Volksschule von 1936 bis 1944 und dem anschließenden zweijährigen Besuch der landwirtschaftlichen Berufsschule war sie bis zu ihrem Klostereintritt im landwirtschaftlichen Anwesen ihrer Eltern tätig.
Schon von Jung auf war Sr. Roswitha das religiöse Leben wichtig. Bereits als Schülerin besuchte sie trotz weiterer Entfernung von der Kirche an jedem Schultag vor dem Unterricht die hl. Messe. So wuchs in ihr die Sehnsucht, wie ihre Tante als Ordensschwester in der St. Josefskongregation zu leben. Hier wollte sie im Gebet und in der Arbeit für die Menschen Gott nahe sein. Deshalb trat sie mit 21 Jahren, im Dezember 1950, in die Ordensgemeinschaft ein. Dort war sie in den ersten beiden Jahren im Pflegedienst bei Kindern und Jugendlichen.
Am 4. Oktober 1952 wurde Sr. Roswitha in das Noviziat aufgenommen und erhielt ihre Einführung in das Ordensleben. Zunächst war sie im Haushalt der damals noch recht großen Noviziatsgemeinschaft eingesetzt. Die Erste Profess legte sie am Franziskustag 1954 und die Profess auf Lebenszeit am Franziskustag 1957 ab.
Im 2. Noviziatsjahr kam Sr. Roswitha in die Schuhmacherei, wo sie die nächsten 41 Jahre wirken sollte. Sie schloss im Oktober 1955 die Ausbildung zur Gesellin im Schuhmacherhandwerk ab. Es folgten 1962 die Meisterprüfung für das Schuhmacherhandwerk und 1963 die Meisterprüfung für das orthopädische Schuhmacherhandwerk.
Sr. Roswitha verbreitete in der Werkstatt mit den vielen Mitarbeitern, von denen etliche auch Besucher der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen waren, eine wohlwollende, freundliche und fröhliche Atmosphäre. Man betrat die Werkstatt gerne, um die Schuhe zur Reparatur zu bringen. In der Schuhmacherei wurde auf die fabrik- und serienmäßige Schuhherstellung verzichtet. Sr. Roswitha praktizierte ihr Handwerk in althergebrachter und solider Handarbeit. Sie reparierte mit ihren Gesellen und Mitarbeitern die Schuhe der Heimbewohnerinnen, Heimbewohner und Schwestern. Aber auch auswärtige Personen kamen vorbei, um ihre Schuhe bei ihr abzugeben. Für die schwer körperbehinderten Menschen fertigte sie als orthopädische Schuhmacherin maßgenaue Schuhe an, denn diese benötigen individuell angepasstes Schuhwerk, um einigermaßen selbstständig gehen zu können und sich keine weiteren Schädigungen am Fuß zuzuziehen.
Über ihrem Arbeitsplatz war viele Jahre eine Indianerweisheit angebracht: „Urteile über keinen Menschen, bevor du nicht in seinen Mokassins gelaufen bist.“ So lebte Sr. Roswitha auch in der Schwesterngemeinschaft. Liebenswürdig begegnete sie ihren Mitschwestern und verlor kein Wort über die andere. Ihr frohes und sonniges Wesen war für viele ein Lichtblick. Viele Jahre trug sie im Konventsrat des Mutterhauskonventes verantwortlich zur Gestaltung des gemeinsamen Lebens bei.
Nachdem sie sich aus der Werkstattarbeit verabschiedet hatte, widmete sich die Ordensfrau von 2004 an im Mutterhaus hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Sie bereitete den Schwestern der Verwaltung die Pausebrotzeiten vor und versorgte die Priester, die im Konvent den Gottesdienst gefeiert haben, mit dem Frühstück. Gemütvoll wie sie war, war es ihr immer wichtig, neben die Speisen einen kleinen Blumenstrauß oder ein jahreszeitgemäßes Dekorationselement und eine brennende Kerze zu stellen. Die Anwesenden sollten sich wohl fühlen.
Mit besonderer Liebe versah sie auch die Pflege der Grotte am Michelsberg. Auch da sollte jeden Tag eine Kerze brennen und deshalb machte sie sich bei jedem Wetter auf den Weg hinauf zur Grotte. Sr. Roswitha prägte eine tiefe Religiosität. Daher verbrachte sie auch gerne ihre freien Stunden vor dem Allerheiligsten im stillen Gebet. Diese Religiosität gab ihr auch die Kraft, die wachsenden Beschwerden des Alters zu tragen. Nach mehreren kleineren Schlaganfällen waren die sprachlichen Möglichkeiten der Schwester eingeschränkt. Sr. Roswitha bemühte sich redlich, die sprachlichen Defizite zu überwinden und war für jedes Gespräch dankbar. Ein weiterer Schlaganfall im April 2013 jedoch ließ sie ihre Selbstständigkeit in der Lebensführung verlieren.
Von da an war sie auf das Bett angewiesen und lebte in der Schwesternpflegestation von St. Camillus, wo sich die Mitschwestern und Mitarbeiterinnen liebevoll um sie sorgten. Es war ihr ein Trost, in der Nähe der Kapelle zu sein und immer wieder Besuch von den Mitschwestern zu erhalten, die sich Zeit nahmen, ihr zu erzählen, aber auch mit ihr zu beten. Ohne selbst laut ein Wort sagen zu können, musste sie von nun an ganz still in sich hinein jeden Tag neu dieses Ja zu Gott sprechen: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. (Lk 1,38). Nach zweieinhalb Jahren der Bettlägerigkeit vollendete Gott ihr Leben hier auf Erden und holte sie in den Morgenstunden des 16. Dezember 2015 zu sich heim. Möge sie hier dem begegnen, nach dem sie sich ihr Leben lang gesehnt hat: unserem Herren Jesus Christus.