Sr. M. Michelina kam am 29.6.1922 in Langwies, Unterkammlach, Kreis Mindelheim, zur Welt und wurde auf den Namen Adelheid getauft. Sie wuchs mit 4 Geschwistern auf. Ihre Mutter starb bereits mit 28 Jahren nach der Geburt eines Kindes. So hatte die kleine Adelheid sicher auch keine leichte Kindheit.
Das Mädchen besuchte ab 1928 die Volksschule und anschließend bis 1938 die ländliche Berufsschule. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr war Adelheid daheim und half in der Landwirtschaft mit. Danach war sie 2 Jahre den Sommer über in Wörishofen, dann in Memmingen und Schwaighausen sowie 6 Jahre in Westerheim bei Bauern zur Haus-, Stall- und Feldarbeit.
Die junge Frau pflegte das religiöse Leben, besuchte, so oft sie konnte, den Gottesdienst und war sehr interessiert an religiöser Lektüre. So reifte in ihr der Entschluss, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten. Sie war überzeugt, dass Gott sie in der St. Josefskongregation haben wollte. Sie trat am 14.11.1946 in unsere Gemeinschaft ein, wurde am Josefstag 1948 eingekleidet und legte am 19. März 1950 die erste Profess ab. Am Josefstag 1953 band sie sich auf Lebenszeit an die St. Josefskongregation.
Das Arbeitsfeld von Sr. M. Michelina war auch im Kloster zunächst die Landwirtschaft in Ursberg und ein halbes Jahr in Maria Bildhausen. Ab Februar 1952 war sie für 6 Monate in einer Wohngruppe eingesetzt. Danach war die Korbflechterei ihr Einsatzort: zuerst in Ursberg und dann fast 10 Jahre in Pfaffenhausen.
Ab 1963 war Sr. M. Michelina wieder in Ursberg und hier für häusliche Aufgaben zuständig. Sorgfältig erfüllte sie ihren Dienst.
Ihre Kräfte ließen nach dreißig Jahren in dieser Aufgabe allmählich nach und so zog sie 1992 in die Station für ältere Schwestern. Sie benötigte zunehmend mehr Hilfe. So wechselte sie im Juni 2012 in die Schwesternpflegestation. Für alle Unterstützung war sie sehr dankbar. Sr. M. Michelina wurde immer mehr zu einer stillen Beterin, die täglich gern in der Anbetungskapelle verweilte. Der Rosenkranz war ihr ständiger Begleiter, den sie auch gern zur Hand nahm, wenn sie nachts nicht schlafen konnte. Mit ihrer Gehhilfe ging sie häufig zur Grotte und empfahl der Gottesmutter ihre Anliegen. In der letzten Zeit ließ sie sich in ihrem Rollstuhl am Nachmittag in die Kapelle zum Gebet fahren, wo sie neben der Muttergottes-Statue ihren Platz fand.
In ihrem Zimmer konnte sie bis vor wenigen Monaten beim Stricken angetroffen werden. Die Armen lagen ihr am Herzen. Für sie strickte sie mit Eifer warme Socken. Gerne hörte sie Musik, die ihren Alltag erhellte. Hierbei bevorzugte sie neben Volksmusik religiöse Lieder.
Sr. M. Michelina freute sich immer über Besuch. Ihr Interesse am Geschehen in Welt, Kirche und Gemeinschaft war bis zu ihrer schweren Erkrankung vor einigen Wochen sehr lebendig.
In der letzten Zeit spürte sie, dass Gott sie bald heimholt. Vor einer Woche empfing sie die Krankensalbung zur Stärkung auf ihrer letzten Wegstrecke. Am Morgen des 14. März sagte sie zur Pflegerin: „Ich kann nicht mehr!“ Unerwartet rasch verschied sie dann gegen Mittag in ihrem Beisein. Möge Gott ihr nun die Fülle des Lebens schenken.