Sr. Lydia erblickte am Josefstag, den 19. März 1945, als Tochter der Eheleute Peter und Marie Zoller in Krumbach das Licht der Welt und wurde wie ihre Mutter auf den Namen Maria getauft. In Krumbach besuchte sie die Volksschule und zeigte durch ihre rege Teilnahme am Unterricht und v.a. im Religionsunterricht, großen Lerneifer und religiöses Streben. Nach dem Schulbesuch, im Jahr 1959 begann sie im Ringeisenwerk zu arbeiten und besuchte die hauswirtschaftliche Berufsschule in München. Mit 17 Jahren bat Maria um Aufnahme in die Schwesternkandidatur. Da sie ein Einzelkind war, fiel es den Eltern schwer, sie gehen zu lassen, sie akzeptierten später schweren Herzens diesen Entschluss.
In Folge einer Kieferoperation im Jahr 1961 litt Sr. Lydia unter einer starren Mimik, was ihr erschwerte Anteilnahme oder Freude mittels dieser auszudrücken. Sie ertrug diese Einschränkung mit tapferem Mut und es hinderte sie nicht, lebhaft und fröhlich Kontakte mit den Betreuten und Schwestern zu pflegen. Mit ihrem geselligen Wesen war sie bei den Schwestern beliebt und geschätzt. Dieses Temperament erleichterte ihr auch den Zugang zu den Kindern und den Kranken. So lag es nahe, den Beruf der Krankenpflege zu erlernen.
Es war der jungen Frau möglich, diese Ausbildung von 1963 bis 1965 im Krankenhaus St. Camillus zu absolvieren. Sehr gerne und eifrig erfüllte sie dort ihren Beruf als Krankenschwester, half aber auch gerne, wenn Not war, in anderen Wohneinheiten den Betreuten und Schwestern. Nebenher bereitete sich Sr. Lydia in der Realschule der Kongregation und mit Privatunterricht auf die Mittlere Reife vor, die sie 1973 an einer staatlichen Schule mit gutem Erfolg ablegte. Damit war es ihr möglich, im November 1973 die weitere Ausbildung zur Krankengymnastin in Würzburg anzutreten. Nach dem vorgeschriebenen Praktikumsjahr in München wurde die Krankengymnastik in Ursberg ihr Arbeitsfeld, wobei sie durch eine Zusatzausbildung und Fortbildungen ihr Wissen stets erweiterte. Einfühlungsvermögen und Verständnis zeichneten Sr. Lydia im Umgang mit Kleinkindern und Kindern aus. Deshalb war sie von 1976 an in der Frühförderung des Dominikus-Ringeisen-Werkes als Krankengymnastin am rechten Platz. Dies hielt sie aber nicht davon ab, auch erwachsenen Personen krankengymnastisch zur Seite zu stehen. So gingen auch samstags und in abendlichen Stunden zahlreiche Betreute in ihre Behandlung.
Nicht nur der Beruf war der Schwester wichtig, sondern auch das gemeinschaftliche Miteinander im Konvent St. Camillus und das allgemeine Wohl der Betreuten in den Einrichtungen. Deshalb engagierte sie sich über Jahre hinweg bei der Schwesternfeuerwehr, zeitweise sogar als stellvertretende Kommandantin.
Noch vor der beruflichen Ausbildung begann Sr. Lydia ihr Leben als Ordensfrau in der St. Josefskongregation. Im Oktober 1966 wurde sie in das Noviziat aufgenommen, legte 1968 die erste Profess und 1973 die Profess auf Lebenszeit ab. Sie versprach ein Leben in Beziehung zu Gott und zu den Menschen zu führen. Vom franziskanischen Geist erfüllt lebte Sr. Lydia im geschwisterlichen Miteinander und in der Freude an den Geschehen der Natur. Kraftquelle waren neben der Eucharistiefeier und dem Stundengebet vor allem auch lange Radtouren in der Umgebung sowie das Handarbeiten und Basteln. Viele Jahre erfreute sie ihre Mitschwestern mit selbst gestalteten Osterkerzen.
Ihre Verbindung mit Gott half Sr. Lydia die Jahre der Krankheit in Zuversicht und mit Tapferkeit zu ertragen. Da der Konvent St. Camillus, in welchem sie die längste Zeit ihres Ordenslebens verbrachte, geschlossen wurde, wechselte Sr. Lydia 2018 nach St. Salvator, wo sie die freiere Zeit gerne annahm. Im Laufe der Jahre nahm sie ihre Krankheit immer mehr in den Griff und die körperliche Schwäche nahm zu. Dennoch trat sie für uns Schwestern unerwartet und rasch am Sonntag, den 10. März 2024, ihre Heimreise an. Wir wünschen und erbitten ihr die Erfüllung ihres Glaubens, im Angesichte Gottes das ewige Leben.