Sr. Leonissa wurde am 19. Februar 1928 als siebtes Kind der Eheleute Michael und Franziska Schäfer in Betzenried bei Betzigau geboren und auf den Namen Theresia getauft. Mit ihren insgesamt acht Geschwistern wuchs Theresia auf einem landwirtschaftlichen Anwesen auf. Die Familie lebte den Glauben und die Kinder wurden, wie sie schreibt, in der römisch katholischen Religion erzogen.
Von 1934 bis 1942 besuchte das Mädchen, die Volksschule in Betzigau. Anschließend wurde sie zwei Jahre in der Berufsschule in Immenstadt zur ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin ausgebildet. Nach Abschluss der Berufsschule im Jahr 1944 war die junge Frau bis 1946 in Dienst und kam im September des gleichen Jahres, bedingt durch den Tod des Bruders, auf das elterliche Anwesen zurück. Wenn es die Zeit erlaubte, half sie auch bei Bauersleuten in der Nachbarschaft aus.
Anfang Februar 1952 bat die junge Frau um Aufnahme in die St. Josefs-kongregation, da sie sich entschlossen hatte, im Dienst an den Ärmsten Christus nachzufolgen. Am 04. Oktober 1953 trat Theresia ins Noviziat der St. Josefskongreation ein und erhielt den Ordensnamen Sr. Leonissa. Am 04.10.1955 legte sie die zeitliche Profess ab und am Franziskustag des Jahres 1958 versprach Sr. Leonissa in der ewigen Profess, sich auf Lebenszeit an Gott zu binden, um ihm und den Menschen zu dienen.
Von 1952 bis 1973 wurde die Schwester in der Wäscherei in St. Martha eingesetzt. Mit Ausdauer und Eifer erfüllte sie die schwere Arbeit zusammen mit Mitschwestern und Menschen mit Behinderung. Von 1973 an war Sr. Leonissa als Gruppenleitung in der Wohngruppe Hedwig im Haus Joachim tätig. Hier sorgte sie für Schwerstbehinderte Kinder und Frauen und stand so im Dienst der Ärmsten. Während ihrer Tätigkeit in der Wohngruppe nahm Sr. Leonissa im Jahr 1979 an einem mehrwöchigen Lehrgang beim Malteser Hilfsdienst in Augsburg teil und wurde dort zur Schwesternhelferin ausgebildet. In diesem Lehrgang konnte sich die Schwester weitere Kenntnisse in der Pflege von kranken Menschen erwerben.
In ihrer Zeit im Haus Joachim ereignete sich eines Abends ein schwerer Autounfall, bei dem der Fahrer wie durch ein Wunder unbeschadet aus seinem Auto aussteigen konnte. Aus Dankbarkeit, dass er den Unfall überlebt hatte, schenkte der Mann Sr. Leonissa eine Madonnenstatue. Diese Marienstatue brachte Sr. Leonissa ins Mutterhaus, wo sie heute noch in der Grotte im Garten steht. 1993 zog die Schwester mit ihrer Gruppe, die künftig den Namen Roswitha trug, ins Haus St. Camillus um, da Haus Joachim abgerissen wurde. Im Jahr 2006 schied Sr. Leonissa aus Altersgründen aus dem Gruppendienst aus. Doch brachte sie sich immer noch mit wertvollen Hilfsdiensten ein. Gerne besuchte sie die Menschen mit Behinderung und nahm die Frauen oftmals bei ihrem Spaziergang zur Muttergottesgrotte mit. Auch war ihr die Begleitung von sterbenden Mitschwestern ein Herzensanliegen. Mit ihrem Gebet begleitete, stärkte und stützte die ruhige und bescheidene Schwester viele.
Im August 2016 zog Sr. Leonissa mit den Schwestern und Mitarbeiterinnen der Pflegestation von St. Camillus ins Mutterhaus. Nach kurzer Zeit hatte sie sich in ihrer neuen Umgebung eingelebt. Trotz der Beschwernisse im Alter war Sr. Leonissa ein immer ausgeglichener und froher Mensch, der die Gemeinschaft schätzte und durch ihr Wohlwollen zu einer angenehmen Atmosphäre beitrug. Die Tischzeiten der Schwestern bereicherte sie durch interessante Erzählungen und Gespräche. Trotz ihrer starken Seh- und Hörbeeinträchtigung strahlte die Schwester Ruhe und Lebensfreude aus, die sie aus ihrer inneren Verbindung zu Christus schöpfte. Oftmals konnte man Sr. Leonissa beim Gebet an der Mariengrotte und in der Sakramentskapelle antreffen.
Vorbereitet und trotzdem plötzlich und unerwartet verstarb Sr. Leonissa im Beisein von einigen Mitschwestern, während die Gemeinschaft die Sonntagsvesper betete, am Abend des 22. Juli 2018.