Mit Sr. Hildeburg geht eine Schwester von uns, der ein gelungenes Miteinander mit den Menschen, aber auch die Hinwendung zu Gott Lebensinhalt war.
Schon früh musste das am 20.10.1935 geborene und auf den Namen Marie getaufte Mädchen Leid erleben. Es lebte mit seinen sieben älteren Geschwistern in Silberbach/Böhmen, heute Tschechei. Marie besuchte von 1941 an die Volksschule in ihrem Heimatort. 1944 wurde diese für deutsche Kinder geschlossen und diesen Kindern war jeder Schulbesuch verwehrt. Nach dem Tod des Vaters musste die neunköpfige Familie 1946 die Heimat verlassen und kam nach Unterfranken. Infolge der Flucht und der Lebensbedingungen in den Lagern starben ihre beiden Schwestern. In Rheinfeldshof, nahe Maria Bildhausen, baute sich die Familie ein neues Zuhause auf; auch der Besuch der Volks- sowie der Berufsschule war wieder möglich.
Während der Berufsschulzeit lernte Marie in Maria Bildhausen das Nähen und war anschließend für 2 Jahre im Nähzimmer eingesetzt. Der Aufenthalt in Bildhausen ließ in der jungen Frau den Wunsch erwachen, als Ordensschwester für Gott und die Menschen zu leben. Nach dem Eintritt in die St. Josefskongregation erlernte sie von 1956 bis 1958 das Wäscheschneiderhandwerk. Da sie die Gehilfenprüfung als Bundessiegerin abschloss, lag es nahe, später auch die Meisterprüfung abzulegen.
In die Zeit der Berufsausbildung fiel auch die Ordensausbildung. Am Franziskustag 1958 wurde sie in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Schwesternnamen. Sr. Hildeburg legte am 4. Oktober 1960 die zeitliche Profess und drei Jahre später die Profess auf Lebenszeit ab.
Sr. Hildeburg lebte immer im Konvent St. Maria. Eine Ausnahme waren die Jahre 1968 bis 1970, wo sie in Maria Bildhausen eingesetzt war. Sr. Hildeburg nähte gemeinsam mit anderen Schwestern für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung. Die Ordensfrau war an steter Weiterbildung im spirituellen und beruflichen Bereich interessiert. So besuchte sie neben dem Ordensseminar den Helferkurs der Fachschule für Heilerziehungspflege und die sonderpädagogische Zusatzausbildung für Mitarbeiter in der WfbM. Daneben engagierte sie sich hilfsbereit in der Schwesternfeuerwehr und an Festtagen beim Bedienen der Gäste im Klosterbräuhaus.
Sr. Hildeburg fühlte sich verantwortlich für das Wohl ihrer Mitschwestern. So war sie im Konventsrat und ab 2006 als Konventsleitung tätig. Nachdem aufgrund der fortschreitenden Erkrankung die Kräfte von Sr. Hildeburg nachließen, widmete sie sich von 2015 an vornehmlich den häuslichen Tätigkeiten. Die Betreuung der Sakristei in der hauseigenen Kapelle ließ ihr zudem eine weitere Möglichkeit, ihre Verehrung für unseren Herrn und Gott auszudrücken. So sorgte sie gerne für eine ästhetisch gelungene Ausgestaltung der Eucharistiefeiern.
Im Vertrauen auf Gottes Führung trug Sr. Hildeburg ihre schwere Krankheit. Nach und nach gab sie ihre Aufgaben in andere Hände, um mit der Auflösung des Schwesternkonventes St. Maria im Mai dieses Jahres nach St. Salvator zu übersiedeln. Auch dort wollte sie mit Näharbeiten die Gemeinschaft bereichern. Dies war ihr aber nicht mehr möglich.
Im August wurden ihre Beschwerden so intensiv, dass Sr. Hildeburg zunächst das Krankenhaus aufsuchte und später in die Pflegestation im Mutterhaus übersiedelte. In all ihrem Leid trug sie immer wieder ein Lächeln im Gesicht.
Die auf Gott vertrauende Schwester konnte in den Abendstunden des 31. August im Kreis einiger Mitschwestern von dieser Welt Abschied nehmen.