Mit Sr. Ehrentrudis geht uns eine Schwester in die ewige Herrlichkeit voraus, die ihr Leben lang im Stillen und im Hintergrund für Gott und die Menschen lebte.
Als Tochter eines Schmiedemeisters am 3. März 1922 in Dettingen an der Iller geboren, wuchs sie in einer kinderreichen Familie auf, die im Glauben treu verwurzelt war. Der Glaube war in dieser Familie so ein wesentlicher Lebensgrund, dass drei ihrer vier Schwestern und drei ihrer Nichten ebenfalls den Ordensberuf wählten. In unserer Gemeinschaft waren es Sr. M. Peregrina und Sr. M. Elpidia. Ihre zwei Nichten sind unserer Schwestern Sr. M. Ermentraud und Sr. Marietta. Die anderen Verwandten schlossen sich den Franziskanerinnen von Sießen an.
Die Kindheit und Jugendzeit verbrachte das auf den Namen Theresia getaufte Mädchen im Elternhaus in Dettingen. In ihrem Heimatort ging es in die Volks- und Berufsschule. Zusätzlich besuchte es vier Jahre lang die Christenlehre in ihrer Pfarrei. Nach dem Schulbesuch wirkte Theresia kurze Zeit als Kindermädchen bei einem Landwirt. Als der Vater 1935 starb, ging sie wieder nach Hause zu ihrer Mutter. Den Winter über ließ sich die Dreizehnjährige in einer Nähschule in die Ausführung von Näharbeiten einführen. Von 1936 an nähte sie als Heimarbeiterin für eine Kleiderfabrik. Im November 1937wechselte sie in ein Käseschmelzwerk und arbeitete dort die Kriegsjahre über als Automatenpackerin.
Nach den Jahren des 2. Weltkrieges bat Theresia 1946 um Aufnahme in die St. Josefskongregation. Nach einer Zeit des gegenseitigen Kennenlernens erhielt sie am 19. März 1948 das Ordenskleid und ihren Schwesternnamen: Sr. M. Ehrentrudis. Am Josefstag des Jahres 1950 legte die junge Ordensfrau ihre erste Profess ab. Drei Jahre später band sie sich in der Ewigen Profess für ihre gesamte Lebenszeit an die Lebensform einer Franziskanerin der St. Josefskongregation.
Zwei Jahre lang lernte Sr. Ehrentrudis das konkrete Miteinander von Heimbewohnern und Klosterfrauen in Ursberg kennen. Sie war in Gruppen mit Jugendlichen eingesetzt und tat dort gerne ihren Dienst. Da jedoch in der Hausmeisterei dringend eine Mitarbeiterin gesucht wurde, begann sie im März 1949 mit einer Aufgabe, der sie ihr Leben lang treu blieb: Sie fand ihren Wirkungsort in der Hausmeisterei. In der Hausmeisterei wurde für die Wäsche der Heimbewohnerinnen, Heimbewohner und der Schwestern gesorgt. Es wurden Wäschestücke genäht, ausgebessert oder neu bestellt. Erforderlich war hierfür Geschick im Nähen, Überblick über das Erforderliche sowie die Fähigkeit zur Teamarbeit, denn es wirkten an diesem Ort mehrere Schwestern gemeinsam.
Noch während des Noviziates erhielt sie die Ausbildung zur Wäscheschneiderin in der Weißnäherei, die sie mit sehr gutem Erfolg absolvierte. Von 1961 bis 1999 hatte Sr. Ehrentrudis die Leitung der Hausmeisterei, deren Aufgaben sich im Laufe der Jahre veränderten. Bis in den Frühling dieses Jahres war sie noch immer wieder dort anzutreffen, um nach dem Rechten zu sehen und den beiden Schwestern zur Seite zu stehen. Sr. Ehrentrudis hatte einen Blick für das Schöne und Geschick für feine Arbeiten. Noch im letzten Winter konnte sie mit Karten, die mit Fadensternen geschmückt waren, Mitschwestern eine Freude machen.
Seit den 60er Jahren begleitete die Ordensfrau eine große Lebenserschwernis. Aufgrund einer Erkrankung des Stimmbandes konnte sie nicht mehr laut sprechen und singen. Dennoch trat sie in der Gemeinschaft nie verzagt auf. Sie war aufmerksam den Mitschwestern gegenüber und aufgeschlossen für deren Freuden und Anliegen. Gemeinsames Beten und Arbeiten wurden in Liebe zu den Menschen und zu Gott verrichtet. Ihr Glaube half ihr mit dem Leiden zurecht zu kommen. Dieser Glaube half der treuen Ordensfrau auch durch die letzten Monate, in welchen ihre Lebenskraft zunehmend schwächer wurde. Sie hatte Sehnsucht nach Erlösung und ging mit Zuversicht auf ihre Begegnung mit Jesus zu, der in den Nachmittagsstunden des 12. August zu ihr das „Komm!“ sprach.