Sr. M. Bertila wurde am 18. Februar 1924 in Ruhfelden geboren. Einen Tag später empfing sie das Taufsakrament und wurde auf den Namen Juliana getauft.
Die erste Frau ihres Vaters Ignaz Ruf verstarb bei der Geburt des 10. Kindes.
Der Vater heiratete ein zweites Mal. Aus dieser Ehe gingen Sr. Bertila und ihr Bruder hervor. Juliana wuchs mit ihren Geschwistern auf dem landwirtschaftlichen Anwesen ihrer Eltern auf und half tatkräftig im Haushalt und in der Landwirtschaft mit. Der Alltag war vom Glauben und vom täglichen Gebet geprägt, so dass Juliana das religiöse Leben von Kind auf vertraut war.
Im Mai 1930 begann das Mädchen ihre siebenjährige Schulzeit in der Volksschule in Aichen. Ab März 1937 besuchte es die ländliche Berufsschule in ihrer Heimat,
in der es sich weitere Kenntnisse für die Arbeit in der Landwirtschaft aneignete. Diese schloss Juliana im Mai 1939 ab. Nach Beendigung der Schulzeit half die
14-jährige weiterhin im Haushalt und im elterlichen Betrieb mit, bis sie im November 1947 zum Erlernen des Kochens nach Ursberg ging. Dort lernte die junge Frau die Schwestern im Krankenhaus St. Camillus und deren Aufgabe und Tätigkeit kennen. Während dieser Zeit wuchs in ihr der Wunsch ins Kloster der St. Josefskongregation einzutreten und als Schwester in der Nachfolge Christi zu leben. So folgte sie ihren beiden Tanten, Sr. Hadwiga und Sr. Mildreda, die bereits Schwestern der St. Josefskongregation waren.
Am 13. Oktober 1948 bat Juliana um Aufnahme in die Kandidatur der Schwesternkongregation. Am Josefstag 1950 wurde sie in das Noviziat der Ordensgemeinschaft aufgenommen und erhielt den Schwesternnamen
Sr. M. Bertila. 1952 legte die junge Schwester die zeitliche Profess ab und drei Jahre später versprach sie am Festtag des Hl. Josef auf Lebenszeit Christus nachzufolgen.
Nach dem Eintritt ins Kloster wurde sie für 7 Jahre in verschiedenen Küchen der Ordensgemeinschaft in Ursberg eingesetzt. Danach war sie 24 Jahre lang in der Filiale in Percha in der Küche tätig und anschließend 12 Jahre in der Filiale Breitbrunn. Sie übte ihren Beruf mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein, mit Gewissenhaftigkeit und Freude aus. Von 1991 bis 2005 verköstigte Sr. Bertila die Urlaubsschwestern in unserem früheren Ferienhaus in Füssen. Mit ihrem heiteren Wesen trug sie immer zu einer guten und angenehmen Atmosphäre bei, in der sich die Menschen wohlfühlten.
Als sie im Dezember 2005 mit 81 Jahren nach Ursberg zurückkehrte, wurde sie in die Station für ältere Schwestern ins Mutterhaus aufgenommen. Auch dort setzte sie sich trotz ihres fortgeschrittenen Alters nach Kräften in der Küche ein und half täglich beim Kartoffel waschen, Salat einputzen und beim Verwerten des geernteten Obsts. Die Arbeit und der Dienst für den Nächsten waren ihr wichtig und erfüllten sie. Ihre innere Kraftquelle waren das Gebet und eine natürliche und bodenständige Gottesbeziehung.
Im Jahr 2013, mittlerweile war sie fast 90 Jahre alt, waren die körperlichen Kräfte soweit aufgebraucht, dass Sr. Bertila vermehrt auf Hilfe angewiesen war, daher wurde zunächst ein Wechsel auf die Pflegestation im 3. Stock des Mutterhauses notwendig und im Jahr 2014 auf die Schwesternpflegestation in St. Camillus. Sie hat gerne von ihrer Tätigkeit in der Küche erzählt und über die schöne Zeit im Füssener Gästehaus. Sie freute sich, wenn sie von den Pflegekräften zu kleinen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Äpfel schälen oder Weihnachtsplätzchen backen, einbezogen wurde. Die Küche war ihr Leben und ihre Erfüllung. Bei
Sr. Bertila konnte man erkennen, dass man Gott, wie die Hl. Theresia von Avila sagte, zwischen den Kochtöpfen finden kann.
Als die Umbauarbeiten im Mutterhaus abgeschlossen waren, zog die Schwestern-pflegestation von St. Camillus ins Mutterhaus um. So kehrte Sr. Bertila 2016 ins Mutterhaus zurück. Die körperliche Gebrechlichkeit nahm zu, so dass Sr. Bertila vermehrt auf das Bett angewiesen war. Mit Geduld und ohne zu klagen ging sie diesen Weg und erfreute die Pflegerinnen und Besucher, wenn es ihre körperliche Verfassung zuließ, mit ihrem freundlichen und zufriedenen Lächeln.
Sie schätze die liebevolle Pflege und Sorge unserer Mitarbeiterinnen und Pflegekräfte, auch wenn sie dies in der letzten Zeit nicht mehr äußern konnte. Am Pfingstmontag ging Sr. Bertila im 101. Lebensjahr im Beisein einer Mitschwester, während in der Mutterhauskapelle die Hl. Messe gefeiert wurde, heim zu Gott, wo wir ihr wünschen und glauben, dass sie nun am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen darf.