Sr. Bernolda wurde am 03. Mai 1923 in Hölzlers, Gemeinde Buchenberg, als Kind der Eheleute Michael und Aloisia Kimmerle geboren und am 07. Mai 1923 auf den Namen Anna Richhilde getauft. Das Mädchen wuchs in einer kinderreichen Familie auf einem landwirtschaftlichen Anwesen im Oberallgäu auf.
Von 1929 bis 1936 besuchte Anna Richhilde die Volks- und Hauptschule in Bayersoien. Zur weiteren schulischen Ausbildung wurde das Mädchen im April 1937 in der Mädchenmittelschule in Ursberg aufgenommen, die sie 1940 mit der Mittleren Reife abschloss. Anschließend nahm sie am einjährigen sog. Erziehungskurs teil. In dieser Zeit war sie in Pflege-Abteilungen Ursbergs hauswirtschaftlich tätig. Dabei lernte Anna Richhilde die Ordensschwestern der St. Josefskongregation und deren Auftrag kennen. In der jungen Frau wuchs der Wunsch Ordensschwester zu werden und sich für die Ärmsten der Armen einzusetzen.
So bat Anna Richhilde am 30.04.1941 um Aufnahme in die Kloster-gemeinschaft der St. Josefskongregation. Am 04. Oktober 1942 wurde sie ins Noviziat aufgenommen und erhielt den Schwesternnamen Sr. Bernolda. 1944 am Franziskustag legte die junge Schwester die zeitliche Profess ab und drei Jahre später versprach sie Christus auf Lebenszeit im Dienst am Nächsten nachzufolgen. Während der Kriegsjahre 1942/1943, die auch Ursberg besonders prägten, wurde Sr. Bernolda im anstaltseigenen Krankenhaus zur Krankenschwester ausgebildet. Dies ermöglichte ihr den Einsatz und die Tätigkeit in St. Vinzenz, das zu dieser Zeit als Lazarett für kriegsverwundete Soldaten diente.
Nach Kriegsende konnte sich Sr. Bernolda wieder den Menschen mit Behinderungen widmen. Es war ihr ein großes Anliegen die Kinder mit Behinderungen zu fördern und ihnen die Liebe Gottes zu vermitteln. Mit Herzblut setzte sie sich für ihre Schützlinge ein, den Schwächsten galt ihre besondere Sorge und Zuwendung. Sie war an verschiedenen Schulen der Ursberger Einrichtungen tätig. Von 1946 bis 1951 in der Anstaltsschule St. Josef in Ursberg, von 1951 bis 1964 in der Blindenschule in Pfaffenhausen und von 1964 bis 1967 konnte Sr. Bernolda an der Landhilfsschule in Grönenbach wirken. Mit 44 Jahren absolvierte die Schwester in der Heckscher Klinik die Ausbildung zur Heilpädagogin. Anschließend war von 1968 bis 1986 die Sonderschule für geistig behinderte Menschen in Ursberg ihr Wirkungsfeld. Mit Ausdauer und Eifer förderte sie die ihr anvertrauten Kinder musisch, rhythmisch und handwerklich. Mit Geschick und Kreativität erstellte sie Lernmaterialien, mit denen sie den Kindern das Lernen erleichterte. Wichtig war der Ordensschwester der Religionsunterricht. Sie begleitete die Schulkinder auf intensive und innige Weise spirituell und vertiefte so die Liebe zu Gott in deren Herz.
Nach ihrem Ausscheiden aus dem Dienst an der Sonderschule wurde Sr. Bernolda 1986 die Leitung einer Seniorengruppe von erwachsenen Menschen mit Behinderungen in St. Josef anvertraut. Auf Grund des Alters und der abnehmenden Kräfte wechselte Sr. Bernolda im Jahr 2004 nach St. Salvator auf die Station für ältere Schwestern.
Nun setzte sie ihre ganze Kraft für das Gebet ein und pflegte eine innige Beziehung zu Christus, dem sie im Arbeitsleben in den ihr anvertrauten Menschen diente. Ihr großes Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes wurde immer mehr spürbar. Ihre Kräfte nahmen in den letzten Wochen zusehends ab. Noch in der letzten Woche suchte sie das Krankenhaus auf. Wieder in St. Salvator zurück ging Sr. Bernolda am 29. Oktober im Beisein einer Mitschwester ruhig und friedlich zu Gott heim, um ihm nun ihr so gern gebetetes „Amen Halleluja“ zu singen.