„Er kleidet mich in Gewänder des Heils“, diesen Satz des Propheten Jesajas können wir über das Leben von Sr. M. Alexandra stellen, da sie all die Ordensjahre sich darum sorgte, dass wir Schwestern unser Ordenskleid tragen konnten.
Sr. Alexandra wurde am 11. Oktober 1928 in Zuchering, Landkreis Ingolstadt, als dreizehntes Kind eines Landwirtsehepaares geboren und auf den Namen Berta getauft. Das Leben der kleinen Berta war früh von Leid geprägt. Im Alter von zwei Jahren steckte sie sich an der Todeskrankheit ihrer Mutter an und erkrankte an einer tuberkulösen Kniegelenksentzündung, die zu einer Versteifung des Kniegelenkes führte. Erst seit 1946, also im Alter von 18 Jahren war es ihr möglich, frei und ohne Schienen zu gehen. Zudem starben vier ihrer Geschwister im Kleinkindalter und zwei ihrer Brüder fielen dem Krieg zum Opfer. Von Jugend an führte sie ein intensives religiöses Leben. Sie nahm täglich am Gottesdienst teil und war in der Betreuung von Jugendlichen bestrebt, den Glauben weiterzugeben und Glaubenskraft zu vermitteln.
Die Volksschulzeit erfüllte Berta während der Kriegsjahre. Allerdings musste sie aufgrund ihrer Erkrankung die Schulzeit immer wieder unterbrechen. Anschließend war sie bis 1945 in der landwirtschaftlichen Berufsschule in Zuchering. Ein körperlich belastender Beruf kam für sie nicht in Betracht. So kam die Zwanzigjährige im November 1948 nach Ursberg, um dort das Damenschneiderhandwerk zu erlernen. Hier besuchte sie nochmals die Berufsschule, um die theoretischen Grundlagen für dieses Handwerk zu erwerben. Nach ihrer Ausbildung zog sie wieder in ihre Heimat zurück. Dort war sie als selbständige Damenschneiderin tätig.
Doch neben ihrer Schneiderinnenausbildung legte Gott auch die Sehnsucht nach einem Ordensleben in ihr Herz, deshalb bat sie 1956 um Aufnahme in die St. Josefskongregation. Zwei Jahre später wurde sie in das Noviziat aufgenommen und erhielt ihren Ordensnamen Sr. M. Alexandra und die Einführung in das Ordensleben. Am 19. März 1960 versprach sie in der Ersten und drei Jahre später in der Ewigen Profess ihr Leben für Gott und für die Menschen in der Ursberger Schwesterngemeinschaft zu führen.
Von 1956 an war der Berufsplatz von Sr. Alexandra das Habitnähzimmer. Dort vereinte sie ihre Arbeit mit dem Gebet. Oft hörte man aus dem Habitnähzimmer geistliche Musik oder das gemeinsame Rosenkranzgebet der dort arbeitenden Schwestern bis hinein die Gänge klingen.
Sr. Alexandra war neben ihrer tiefen Religiosität aber auch eine lebensfrohe und gesellige Frau, die Freude an den gemeinsamen Zeiten im Konvent hatte. Sie trug mit ihrem lebhaften Wesen bis in ihre letzten Lebenswochen zur Unterhaltung bei und machte das Miteinander leicht und fröhlich. Jedoch wusste Sr. Alexandra auch genau, was sie wollte und die Mitschwestern im Habitnähzimmer und die Schwestern, die zur Anprobe der von Hand genähten Ordenskleider kamen, mussten sich ihren Anweisungen genau beugen, was man aber aufgrund ihres Humors gerne auf sich nahm.
Lebensgrundlage von Sr. Alexandra waren die gemeinsamen und persönlichen Gebetszeiten. Sie trug einen reichen Schatz an Gebeten in sich, die sie bis kurz vor ihrem Tod auswendig vortrug. Aber auch das freie und spontane Gebet war ihr bis in die letzten Tage Lebenshalt. So bat sie immer wieder, wenn die Beschwerden zu bedrängend wurden, unseren Herrn mit den Worten: „Himmelsvater, hol mich doch!“ Am 30. April 2017 öffnete dieser für sie das Tor in sein himmlisches Reich und hieß die fromme Ordensfrau zu sich kommen.