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Offizieller Abschied in Pfaffenhausen

2022 | Aktuelles

Die Schwestern der St. Josefskongregation Ursberg haben 128 Jahre für Menschen mit Behinderung gewirkt

 

Pfaffenhausen/22. September 2022 – Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Pfarrkirche haben sich Bewohnerinnen und Bewohner der Wohneinrichtung des Dominikus-Ringeisen-Werks in Pfaffenhausen, Anwohner, Politiker und geistliche Würdenträger von den Schwestern der St. Josefskongregation verabschiedet und ihnen für ihr wertvolles Wirken an Menschen mit Behinderung gedankt. Nach 128 Jahren wurde der Konvent der St. Josefskongregation in Pfaffenhausen damit offiziell geschlossen.

„Mit dem Umzug der Schwestern geht am Ort Pfaffenhausen und für das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) im Landkreis Unterallgäu ein jahrzehntelanges unmittelbares geistliches und ganz lebenspraktisches klösterliches Wirken zu Ende“, sagte der Gesamtleiter der DRW-Region Unterallgäu, Elmar Müller. „Dies ist ein bedeutender Einschnitt in der 128-jährigen Geschichte des Dominikus-Ringeisen-Werks in Pfaffenhausen.“

Das Jahr 1894 markiert den offiziellen Start des „Blindenheims“ in Pfaffenhausen. Bereits 1891 hatte Dominikus Ringeisen u.a. mithilfe eines Kredits der Sparkasse Pfaffenhausen das ehemalige Priesterseminar in der Regens-Rößle-Straße erworben, das freilich noch einige Zeit – mit großer Unterstützung durch die Schwestern – renoviert und umgebaut werden musste. Ein Chronist schreibt, dass die Arbeit der ersten Schwestern in Pfaffenhausen „monatelang in Putzen und Hilfsarbeiten für die Maurer“ bestanden habe. Im Februar 1894 – noch drei Jahre vor der offiziellen Gründung der St. Josefskongregation – übersiedelten schließlich die ersten 26 blinden Frauen von Ursberg nach Pfaffenhausen. Noch heute liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Dominikus-Ringeisen-Werks am Ort auf Menschen mit Sehschädigung und Blindheit. Zuletzt lebten im Konvent Pfaffenhausen noch zwei Schwestern: Sr. Misericordia und Sr. Sara. Mit ihnen zog Pater Josef Jochem SDB nach Ursberg um, wo er am 6. Juli 2022 mit 93 Jahren verstarb.

Beim Abschiedsgottesdienst für die St. Josefskongregation dabei waren unter anderem Thomas Leinauer, Bürgermeister von Pfaffenhausen, Sr. M. Katharina Wildenauer CSJ, Generaloberin der St. Josefskongregation, Michael Helfert, stellvertretender Landrat im Unterallgäu, Josef Beyrer, Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Pfaffenhausen, Martin Riß, Geistlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des DRW, sowie die Pfarrer und Hausseelsorger der DRW-Wohneinrichtung in Pfaffenhausen Daniel Michael Schmitt und Franz Schmid.

Das Dominikus-Ringeisen-Werk in Pfaffenhausen begleitet 132 Menschen mit geistiger Behinderung, Blindheit oder Seebeeinträchtigung in zwei Wohneinrichtungen, einer Werkstatt für behinderte Menschen sowie einer Förderstätte in Pfaffenhausen und in Augsburg. Am Standort Pfaffenhausen arbeiten 273 Mitarbeitende. Zur DRW-Region Unterallgäu gehören ebenso das Seniorenzentrum St. Anna in Pfaffenhausen, die Wohneinrichtung St. Josef in Mindelheim sowie das Kinderhaus St. Therese in Kirchhaslach. Insgesamt engagieren sich 335 Mitarbeitende in den Einrichtungen des DRW Unterallgäu. Text: DRW

Offizieller Abschied in Pfaffenhausen

Eine Ära geht zu Ende, die mehr als 128 Jahre lang angedauert hat: Beim offiziellen Abschied der St. Josefskongregation in Pfaffenhausen dabei waren (von links) Bürgermeister Thomas Leinauer, Generaloberin Sr. M. Katharina Wildenauer sowie der stellvertretende Landrat im Unterallgäu Michael Helfert. Foto: Michels/DRW

Verabschiedungsansprache der Generaloberin der St. Josefkongregation Ursberg in Weingarten von Sr. M. Katharina Wildenauer am 23.09.2022

Sehr geehrte Anwesende,
Abschied nehmen – Türen schließen – das schmerzt
So geht es mir heute mit der offiziellen Verabschiedung der Schwestern aus Pfaffenhausen. Es ist nach Maria Bildhausen und Kloster Holzen der 3. Filialkonvent, den die Kongregation schließen muss.
Warum schließen wir Konvente?

Eine der Antworten ist: Wir sind zu wenige Schwestern.
Die Zahlen sagen es uns, dass das Ordensleben in einer Krise ist.
Die Zahl der Ordensfrauen in Deutschland geht drastisch zurück. Seit 1990 hat sich die Anzahl der Ordensschwestern um mehr als 50 Prozent verringert.
Gab es 1990 noch über 44 000 Ordensfrauen,
so ist die Zahl Ende 2021 auf weniger als 12 000 gesunken.
Auch in unserer Gemeinschaft sank in diesen 32 Jahren die Zahl unserer Schwestern um 344 Mitschwestern. Wir waren 1990 414 Schwestern.
Heute leben 70 Schwestern.

Die Altersstruktur stimmt bedenklich. Über 82 Prozent der Ordensfrauen in Deutschland sind älter als 65 Jahre, also im Rentenalter. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 80 Jahren – so auch in unserer Gemeinschaft.
Wir könnten deprimiert werden.
Bei den Überlegungen zur Auflösung eines Konventes stellten wir uns die Frage nach dem Ordensleben. Für Jesus zählt nicht die große Zahl, sondern die Qualität der persönlichen Zuwendung zu ihm und zu den Menschen.
Ordensleben ist geprägt von Gemeinschaft – von der gemeinsamen Beziehung zu Gott, die sich im gemeinschaftlichen Gebet und Gespräch zeigt.
Der kleine Konvent in Pfaffenhausen entsprach einer Kleinfamilie,
die in den Beschwernissen des Alters mit Mühe die Fahne aufrecht hielt.
Er war eine Gebetszelle und lebte treu Tag für Tag, Nacht für Nacht in Solidarität mit den Heimbewohnern hier am Ort. Es wurde zunehmend anstrengender für die Schwestern. Der Tod von Sr. Bernhardine beschleunigte den Abschied.
In Pfaffenhausen erklingen nun nicht mehr die Lobgesänge auf Gott durch die Schwestern in der gemeinsam gebeteten Laudes und Vesper durch das Haus.
Es wird nicht mehr so sein, dass eine Schwester in der schönen Kapelle innehält und betet. Keine Schwester ist mehr an der Grotte zu sehen.
Ich hoffe, dass dennoch die Dankgebete der Bewohner und Mitarbeiter*innen das Leben in Pfaffenhausen prägen.
Die Gründerinnen von caritativen Einrichtungen verlassen ihre Wirkungsorte.
Wir Schwestern verlassen Pfaffenhausen nicht ohne ein Feld bereitet zu haben. Die Schwestern haben soziale Verantwortung gelebt und den Boden bereitet und Samen ausgestreut.
Es waren engagierte und mutige Frauen!
Ich bin stolz auf meine Mitschwestern – auf die, die verstorben sind
aber auch auf die, die heute im Alter die Nöte der Welt Gott anvertrauen
Und sie tun dies auch weiterhin für die Pfaffenhausener Anliegen.
Die Schwestern von heute, legen nicht untätig ihre Hände in den Schoß.
Sie helfen einander im täglichen Leben auf gute und berührende Weise.
Wir – noch etwas jüngere – Schwestern können mit Hochachtung auf diese
Schwestern schauen.
Ich möchte heute nicht Vergangenes resigniert betrachten,
sondern zuversichtlich sagen: Krisen sind eine Chance
Wir Christen Leben aus der Krise des Kreuzes, das in der Auferstehung mündet. Der Tod hat nicht das letzte Wort.
Krisen sind eine Chance auf Neubesinnung und auf einen Neuanfang.
Krisen zeigen uns, dass etwas nicht mehr in der gewohnten Weise weiter gehen kann, dass Veränderung, Wandel gefragt ist.
Und das erfordert Mut, Phantasie und Gottvertrauen
Krisen sind nichts Neues.
Das zeigt uns die 2000 Jahre alte Geschichte der Kirche. Als sich die Kirche z.B. im Reichtum verlor und in Behäbigkeit sesshaft machte, da entstand die Bewegung der Franziskanerinnen und Franziskaner. Diese Bewegung hat z.B. die Zeit der Reformation überstanden. Aus dem franziskanischen Denken und christlicher Verantwortung entstanden im 19. Jahrhundert z.B. apostolische und caritativ tätige Ordensgemeinschaften, um der Not in der Welt zu begegnen.
– so auch die St. Josefskongregation.
Das war damals etwas ganz Neues, da zuvor das Leben von Ordensfrauen sich bis dahin meist in der Stille von Klausuren abspielte.
Ordensleben ist damals aufgeblüht – anders als zuvor, mit neuem Selbstverständnis. Wir sollten uns also eigentlich keine Sorgen machen.
Heute leben wir in einer Zeit, die sich ihrer sozialen Verantwortung durchaus bewusst ist, sonst würden sich auch nicht so viele Frauen und Männer hier in Pfaffenhausen engagieren.
Unsere Herausforderungen liegen heute woanders.
Unsere Kirche und damit die Orden sind in einer Umbruchsituation.
Wir werden hinterfragt.
Es ist nicht mehr selbstverständlich, in Beziehung mit Gott zu leben.
Die katholische Kirche und wir Ordensgemeinschaften haben an unmittelbaren Berührungspunkten mit den Menschen verloren.
Das verstärken natürlich auch die Schließungen von Konventen und die Vergrößerungen von Pfarreien.
Wir Christen und wir Ordenschristen unserer Tage haben den Auftrag, den lebensbejahenden Glauben in die Welt zu tragen.
Wir wollen und sollen an Gott erinnern. Dies erschöpft sich nicht damit, dass wir uns bequem in unsere Kapellen zurückziehen und darauf zu achten, dass es uns persönlich gut geht.
Wir sollten und wollen Jesu Anliegen für unsere Zeit hören und das Evangelium in die Welt zu tragen.Unsere Liebe, unser Engagement sind gefragt.
Nachfolge Jesu ist Berufung auf dem Weg – kein statisches Verharren.
Jesus sagt immer wieder: Geht! Macht euch auf den Weg!
Und er geht mit auf diesem Weg. Er lässt uns nicht allein.
Jesus machte sich nicht an einem Ort fest. Er zog von einem Ort fort, wenn er dort seine Aufgabe erfüllt hatte. Wir Schwestern haben versucht unsere Aufgaben hier in Pfaffenhausen zu erfüllen, wir verlassen nun Pfaffenhausen und geben es in die Hände der Mitarbeitenden im DRW und der Betreuten.
Wir vertrauen darauf, dass das Leben miteinander und füreinander in Pfaffenhausen weitergeht.
Heute – am Tag des Abschieds möchte ich Danke, Vergelt´s Gott sagen:
Danken möchte ich im Namen der St.Josefskongregation allen, die in Verbundenheit mit unserer Kongregation leben,
danken möchte ich allen meinen Mitschwestern,
die hier in Pfaffenhausen für Gott und für die Menschen lebten und wirkten.
Den beiden Schwestern, die gehen, wünsche ich, dass sie mit Freude am Gemeinschaftsleben teilnehmen und gerne in ihren Konventen leben.
Dem DRW wünsche ich, dass es ihm hier weiterhin gelingen möge,
das Leben für die Betreuten, die Mitarbeiter und zahlreichen Gäste und Freunde wirklich als eine Oase des Lebens zu gestalten.
Was wir als Schwesterngemeinschaft zu leisten vermögen, um ihnen zu helfen, das wollen wir tun. Das Gebet der Schwestern ist ihnen sicher – es klingt halt nun aus weiterer Entfernung ihnen entgegen.
Ehe ich schließe, möchte ich mich auch bedanken,
bei allen Geistlichen für die Feier der Eucharistie.
Ich möchte mich bedanken bei allen politischen Vertretern, die den Schwestern, der St. Josefskongregation und ihrem Werk
Wohlwollen und Unterstützung entgegengebracht haben.
Ein ganz herzlicher Dank gilt dem Vorstand des DRW und den Verantwortlichen in Pfaffenhausen, die sich tatkräftig mühen um die Menschen, die der Hilfe bedürfen.
Bedanken möchte ich mich auch bei Ihnen, liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sie mit großem Engagement und in Verbundenheit mit uns Schwestern lebten und leben.
Mein Dank gilt ebenso allen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen, die mit Vertrauen und Zuneigung uns Schwestern begegnet sind und mit diesen hier das Leben geteilt haben.
Vergelt´s Gott und
Ihnen allen Gottes Segen für die Zukunft.