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Die Hostienbäckerinnen von Breitbrunn

2023 | Aktuelles

Die Hostienbäckerinnen von Breitbrunn am Ammersee

An Fronleichnam feierte die katholische Kirche die Gegenwart von Jesus in Wein und Brot. Letzteres verkörpern Hostien. Diese werden heute vorwiegend industriell gefertigt.
Aber am Ammersee backen Konventschwestern sie noch per Hand – unter strengen Augen.

 

Ihr Eisen und viel Geduld brauchen die Konventschwestern Edith (gr. Bild links) und Margareta beim Hostienbacken. Das Backeisen prägt Symbole auf die Hostien.
Im Automatik-Programm stanzt das Gerät zu rasant. Hier bestimmt Schwester Margareta das Tempo per Pedal (oben rechts).
Per Stanzgriff werden Hostien präzise ausgestochen (kl. Bild links). Fotos: Andrea Jaksch.

VON CORNELIA SCHRAMM – Es dampft und zischt, wenn Schwester Margareta das schwere Backeisen nach unten drückt. Seitlich quillt jetzt der überschüssige Teig heraus. „Das ist wichtig, damit die Hostien gleichmäßig backen und sich die Symbole gut einprägen“, erklärt Schwester Edith. Es ist nur einer von vielen Schritten in ihrer kleinen Hostienbäckerei in Breitbrunn am Ammersee.
Konventoberin Edith lebt hier inHerrsching im Kreis Starnberg mit Schwester Margareta und Schwester Franziska in einer Niederlassung der Sankt Josefskongregation Ursberg. Die Franziskanerinnen pflegen Menschen mit Behinderung. Seit 2019 backen sie auch den Leib Christi per Hand.

Für den Teig gibt es ein Reihnheitsgebot

Damals legte eine Schwester in Ursberg ihr Amt als Hostienbäckerin nach 16 Jahrennieder. Schwester Margareta setzt die alte klösterliche Tradition seitdem in Breitbrunn fort.
Von Februar bis Mai wuselt es hier auf dem Konventgelände am Ammersee – da begrüßen die Schwestern nämlich viele kleine Gäste. „Wir bieten Führungen für Kommunionkinder an und zeigen ihnen, wie Hostien gemacht werden“, sagt Schwester Edith. Erst nach der Erstkommunion dürfen Kinder in der katholischen Kirche im Gottesdienst an der Eucharistie teilnehmen – also Hostien empfangen. Umso wichtiger ist es, dass sie wissen, was das bedeutet.
Der Brauch, Oblaten aus Mehl und Wasser statt Brot zu reichen, hat sich in der westlichen Kirche im achten Jahrhundert entwickelt. Die Rezeptur geht auf das ungesäuerte Matzenbrot der Juden zurück. Backpulver oder gar Zucker kommt Christen bis heute nicht in die Oblate, die geweiht zur Hostie wird.
Nur Mehl und Wasser– diese Art Reinheitsgebot steht im Codex Iuris Canonici, dem Gesetzbuch des Kirchenrechts. „Dass keine anderen Zutaten verwendet werden, kommt daher, dass die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft in großer Eile aufgebrochen sind. Auf der Flucht konnten sie ihr Brot dann nur aus diesem einfachen Teig herstellen“, erklärt Schwester Edith. Der Auszug aus Ägypten gilt im Alten Testament als Befreiungsschlag. Zur Erinnerung daran feierten die Israeliten danach das Pessachfest – mit ungesäuertem Brot. An dem Abend, an dem Jesus den Römern ausgeliefert wurde, teilte auch er das Brot mit seinen Jüngern „Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird“, lauten seine Worte in der Bibel. Jede Eucharistie erinnert also an das letzte Abendmahl, Jesu Tod und Auferstehung. Schwester Edith sagt: „Im Zentrum der heiligen Messe steht die Wandlung, bei der Brot und Wein zu Leib und Blut Christi werden.“ Bei den Kommunionskindern erkennt die Oberin da manchmal Fragezeichen in den Gesichtern. Wieso steckt Jesus in der Hostie? Weshalb isst man nicht einfach ein Stück Brot? „Das kann man nur im Glauben verstehen: Jesus wollte eben ganz für uns da sein“, sagt sie dann.
Und überhaupt: Eine gewisse Parallelität zum Waffelbacken mit der Mama daheim bemerken die Kinder in der Hostienbäckerei natürlich. Schlimm findet Schwester Edith das nicht. Sobald der Hostienteig drei Minuten im tortenförmigen Eisen lag, verhält er sich ja wieder ganz anders als fluffige Waffeln. „Die hauchdünne Platte, die wir aus dem Backeisen holen, nennt man Hostienkuchen. Er ist so spröde, dass er beim Verarbeiten zerbröseln würde. Also kommt er in einen Feuchtschrank “, erklärt Schwester Edith. „Erst danach hat er die richtige Geschmeidigkeit, damit wir ihn mit einem Stanzgriff bearbeiten können.“
Zig kleine Hostien müssen die Konventschwestern konzentriert aus der großen Platte ausstechen. Dafür haben sie auch eine Maschine. „Im Automatik Programm muss man aber unheimlich schnell sein“, sagt Schwester Edith. „Per Pedal oder mit dem Griff in der Hand wird es präziser.“

Volle Konzentration beim Ausstanzen

Danach müssen die Plättchen gut trocknen, damit sie nicht schimmeln. Die Schwestern bewahren sie für den Eigenbedarf, für die Heimbewohner, Konvent-Feriengäste und Schwestern aus anderen Konventen in Gläsern auf. „Dass wir täglich Eucharistie feiern, ist in unserer Lebensform vorgesehen“, sagt Schwester Edith.
Zur kleinen Hostienkunde gehört für die Kinder auch, einen Blick auf die unterschiedlichen Symbole zu werfen, die das Backeisen in den Teig gedrückt hat. Da ist zum Beispiel ein Anker als Zeichen für Hoffnung, ein Herz für die Liebe, das Lamm Gottes, ein Kind in der Krippe oder Jesus als guter Hirte zu erkennen. Mit den dickeren, industriell gefertigten Brothostien haben die handgemachten Hostien aus Breitbrunn also wenig Ähnlichkeit. Hier steckt in jedem Plättchen viel Mühe – und tiefer Glaube.